Laut Zeitungsberichten aus Pakistan haben China und Pakistan anlässlich des Staatsbesuchs von Pakistans Regierungschef Nawaz Sharif in China die Unterzeichnung einer Absichtserklärung vollzogen, die chinesische Investitionen in den Bau von Wasserkraftwerken vor allem am nördlichen Indus-Fluss in Pakistan zum Ziele hätten. Die Investitionen sollen eine Höhe von 50 Milliarden US-Dollar betragen, so der Pressebericht. “ Damit wäre Peking der größte Finanzier der Infrastrukturprojekte in Pakistan, da diese 50 Milliarden US-Dollar zusätzlich zu den bereits beschlossenen 46 Milliarden US-Dollar kämen, die von der chinesischen Regierung und den chinesischen Banken zur Finanzierung von Strom- und Straßeninfrastrukturprojekten in Pakistan im Rahmen des China-Pakistan-Wirtschaftskorridors (CPEC) bereits zugesagt wurden. Das von Pakistan und China am Samstag, 13. Mai 2017, unterzeichnete Memorandum of Understanding umfasst Wasserkraftwerke mit einer Gesamtnominalkapazität von 22.320MW, darunter die Staudämme Diamer-Bhasha mit 4,5 GW, Patan mit 2,4 GW, Thakot mit 4 GW, Bunji mit 7,1 GW und Dasu mit 4,32 GW.
Nach den Studien der Wasser- und Energieentwicklungsbehörde (Wapda) hat Pakistan ein identifiziertes Potenzial, das für bis zu 60.000 MW Wasserkraft reiche. Etwa 40.000 MW dieses Potenzials befindet sich demnach in der Region des Indus-Fluss, der sogenannten Indus River Cascade. Zur Zeit baut Pakistan an mehreren Großstaudämmen auch an den anderen aus dem Himalaya stammenden Flüssen wie beispielsweise dem Neelum-Fluss.
An den zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Flüssen wie Neelum bzw. Kishenganga und dem Chenab bauen und planen beide Seiten den massiven Ausbau der Wasserkraftnutzung und bedrohen damit immer wieder den 1960 unter Aufsicht der Weltbank geschlossenen Indus Waters Treaty. Dieser bot einen vertraglich abgesicherten Rahmen, der die Nutzung des Wassers der Flüsse Indus, Chenab, Jhelum, Sutlej, Ravi und Beas genauestens regelte und die Streitschlichtungsmechanismen definierte. Derzeit liefern sich Indien und Pakistan an den Flssüen ein regelrechtes Wettrennen im Bau neuer Staudämme, so dass die Weltbank beide Seiten immer wieder zu moderierenden Gesprächen lädt.
// Christian Russau