Neue Studie untersucht, wie künstlich gesteuerter Wasserdurchlass bei großen Dämmen den nativen Fischbeständen einen Vorteil gegenüber eingeschleppten, invasiven Fischarten verschaffen könnte.
Von Christian Russau
Die geschätzten 85.000 in den Vereinigten Staaten existierenden Dämme verändern nicht nur die durch sie bestimmten, also zu welcher Jahreszeit hindurchzulassenen Wassermassen, sondern beeinträchtigen auch die nativen Fischbestände, die zum Laichen die Flüsse hochziehen und zu den gegebenen Jahreszeiten einen ausreichend hohen Wasserstand dafür benötigen. Da ein Rückbau vieler dieser Dämme von den Anti-Staudamm-Bewegungen in den USA gefordert wird, aber dessen weitestgehende Umsetzung auf mittlere Sicht vorerst politisch undurchsetzbar scheint, untersuchen Wissenschaftler der University of Washington, inwieweit die durch Dämme hervorgerufenen Schäden bei einheimischen, nativen Fischarten wenn nicht verhindert, so doch zumindest gemindert werden könnten.
Ihre Untersuchungen am Beispiel des San Juan Flusses, der einer der Hauptzuflüsse des Colorado-Flusses ist, der durch die Bundesstaaten Utah, Colorado, Arizona und New Mexico fließt, widmen sich der Frage, ob ein „designter“, zu bestimmten Jahreszeiten künstlich herbeigeführter Wasserabfluss Hochwasserzustände bewirken könnte, die den vielfach invasiven, nicht-heimischen Fischarten wie Katzenwelsen, die Rotflossenorfe oder Karpfen schaden, aber den heimischen, nativen Fischarten, die sonst den invasiven Arten unterlegen sind, Vorteile verschaffen könnte. Denn, so die Wissenschaftler, die invasiven Arten wiesen im Jahresablauf zeitlich geringe Präferenzen für den Laichzeitpunkt güstige Wasserstände auf, es gelte nur, diese Zeitpunkte genau für alle Arten zu bestimmen, um so den nativen Fischarten wieder einen Standortvorteil zu verschaffen.
Das von ihnen untersuchte Modell am San Juan Fluss zeigte, so die Wissenschaftler, dass es möglich und nötig sei, trotz bestehender Dämme, die den Wasserlauf und somit die nativen Fischbestände beeinträchtigen, nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie dem nativen Fischbestand wieder Vorteile verschafft werden könnten. Die Wissenschaftler wiesen zudem darauf hin, dass ihr Modell zeige, dass trotz jahreszeitlich verschobener Wasserdurchlässe ihres „Designer-Modells“ die befürchteten hohen Verdunstungswerte im Sommer nicht eintraten, ein Umstand, der in trockenen Gebieten wie dem Südwesten der USA für Bewohner und die Landwirtschaft sehr wichtig ist. Die Wissenschaftler räumten aber ein, dass sie noch weitere diesbezügliche Forschungen machen müssten, um zu ganzheitlich angepassten Resultaten zu kommen.