Nationale Energieagentur Aneel hat die eingereichten Machbarkeitsstudien akzeptiert, obwohl diese ohne zureichende freie, vorherige und informierte Konsultation der betroffenen Indigenen und Flussanwohnerinnen erstellt worden waren.
Entgegen der in der vergangenen Woche von hohen Regierungsbeamten und Politikern geäußerten Ansicht, das Ende von Großstaudämmen in Amazonien sei nahe, hat die Nationale Energieagentur Aneel die Machbarkeitsstudien für das Wasserkraftwerk Jatobá am Tapajós-Fluss, zwischen Itaituba and Jacareacanga gelegen, akzeptiert. Damit kann die Regierung, so sie den politischen Willen dafür hat, das Projekt weiter vorantreiben.
Der Sozialwissenschaftler Mauricio Torres wies aber mit Nachdruck darauf hin, dass die Feldstudien für diese Machbarkeitsstudie im Jahr 2013 in den betroffenen Gemeinden durchgeführt wurden, wo er als kritischer Beobachter vor Ort war und feststellen konnte, in welcher Form diese Studie durchgeführt wurde: „Der schockierenste Moment war, als die Datenerhebung vor Ort in den comunidades durchgeführt wurde und dazu mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten als Begleitung engagiert worden waren.“ Die Forscher hätten zudem die Bewegungsfreiheit der Anwohner eingeschränkt, um an die Daten zu kommen, wodurch deren Tagesrhythmus des Jagens und Fischens schwer beeinträchtigt wurde“, so Mauricio Torres, der im Oktober vergangenen Jahres in Berlin die Problematik der Staudämme am Tapajós auf Veranstaltungen dargelegt hatte.
Der Wissenschaftler Philip Fearnside wies in diesem Zusammenhang auf die politisch-wirtschaftlichen Interessen im Zusammenhang mit dem Bau der Staudämme am Tapajós hin. Denn alleine der geplante 12-Gigawattstaudamm von Jatobá wird ein Reservoir von 64.600 Hektar Land fluten, dadurch würde ein großer See entstehen und genau dies, so Fearnside, läge im Interesse der Politik – und der Unternehmer – in Brasilien. Denn durch mehrere solcher in Reihe geschaltete Staudämme und -seen würde der Tapajós-Fluss schiffbar gemacht und dies würde dann in Zukunft den um 41-Prozent kostengünstigeren Transport von Soja hin zu den Weltmärkten ermöglichen. „Es gibt da also diesen enormen Druck, das umzusetzen, weil das Soja ist ja das Hauptprodukt unseres brasilianischen Bruttoinlandsprojekts. Die ganze Fraktion der Großfarmer macht ja 40 Prozent unseres Kongresses aus, und der Agrarminister ist der größte Sojaproduzent des Landes. Es existiert da also eine wahnsinnig starke politische Front, die diese Projekte vorantreiben will“, so Fearnside.