Jüngsten Medienberichten zufolge könnte sich die Fertigstellung des 6 GW-Staudamms Grand Ethiopian Renaissance Dam in Äthiopien um vier weitere Jahre verzögern. Regierungsbeamte wurden in Medien zitiert, dass es bei der elektromechanischen Verkabelung zu „schwerwiegenden Fehlern“ gekommen sei, die nun diese weitere Verzögerung von vier Jahren nach sich zögen. Der Baubeginn für den umstrittenen Damm am Blauen Nil war im Jahr 2011 gewesen und die damals angesetzte Bauzeit belief sich den Planungen zufolge auf rund fünf Jahre. Nun mit der weiteren Verzögerung wird mit einer Fertigstellung im Jahr 2022 gerechnet.
Laut Medienberichten steht die den Streitkräften gehörende Firma Metal and Engineering Corporation (Metec) im Zentrum der Kritik für die erwähnten „schwerwiegenden Fehler“. Metec habe im Jahr 2011 von der Hauptbauunternehmerin für das Staudammprojekt, Salini Impregilo, einen Vertrag im Gegenwert von 853 Millionen US-Dollar für die Installierung von Turbinen und weiterer elektrischer Verkabelung erhalten. Im August dieses Jahres wurde der Vertrag mit Metec wegen der Bauverzögerungen fristlos gekündigt. Laut Medienberichten wurden zudem der frühere Manager sowie weitere hochrangige Mitglieder des Firmenvorstands wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft genommen.
Der Grand Ethiopian Renaissance-Stausee, der Schätzungen zufolge bis zu fünf Milliarden US-Dollar kosten soll, wird mit 1.630 Quadratkilometern der größte des afrikanischen Kontinents werden. Sein Fassungsvermögen soll bei Vollstauung 63 Milliarden Kubikmeter Stauvermögen umfassen. Die Anrainerstaaten des Nils allerdings fürchten um ihre Wasserversorgung. Denn der blaue Nil ist die lebenswichtige Wasserader sowohl von Äthiopien als auch von Sudan und als Nil von ganz Ägypten. Ägypten zeigt sich extrem besorgt um die Wasserzufuhr des Nils, wenn Äthiopien anfängt, den Grand Ethiopian Renaissance Damm am Blauen Nil zu stauen. Denn die jährliche Wassermenge des Nils insgesamt oszilliert zwischen 55 und 88 Mrd. Kubikmetern. Wird Äthiopien das Reservoir schnell oder langsam füllen, welche Auswirkungen wird das für die Wasserversorgung in Ägypten haben, fragen sich die Ägypter seit Jahren. Eine Studie der Universität von Kairo sieht bei einer Fülldauer von drei Jahren einen Verlust von landwirtschaftlicher Fläche in Ägypten in Höhe von schockierenden 51 Prozent, eine sechsjährige Fülldauer würde auch noch erschreckende 17 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Ägyptens in Mitleidenschaft ziehen.