Mitte Januar war von Medien berichtet worden, dass unter Vermittlung der USA die drei Staaten Ägypten, Sudan und Äthiopien eine Einigung über den Streit um den Staudamm Grand Ethiopian Renaissance Dam in Äthiopien am Blauen Nil erzielt hätten. Neuesten Pressemeldungen zufolge aber will Äthiopien aber am turnusmässig geplanten Treffen für diese Woche nicht teilnehmen, „weil die Delegation des Landes die Konsultationsprozesse mit den relevanten Stakeholdern noch nicht abgeschlossen“ habe, teilte Äthiopiens Ministerium für Wasser, Bewässerung und Energie am Mittwoch mit. Bereits vergangene Woche hatte US-Außenminister Mike Pompeo anlässlich seines Staatsbesuchs in Äthiopien angedeutet, dass der Zeitplan so wohl nicht einzuhalten sei, da „noch sehr viel geklärt werden“ müsse. Im Januar noch hatten Medien berichtet, es sei unter Vermittlung der USA gelungen, eine Einigung zu erzielen, die vorsehe, „dass Äthiopien zur nächsten Regenzeit im kommenden Sommer mit der Befüllung des Staudamms und gegen Ende 2020 mit der Produktion von Strom beginnen kann, sich aber zu Dürrekatastrophenschutzmaßnahmen zugunsten Ägyptens und des Sudans verpflichtet.“
Der Konflikt dreht sich um die Dauer der Füllung von Afrikas bei Fertigstellung künftig größten Wasserkraftwerks. Äthiopien plant die Füllung des Stausees in einem Zeitrahmen von sechs Jahren, Ägypten will eine Mindestdauer von zehn Jahren. Der Grand Ethiopian Renaissance Dam am Blauen Nil wäre bei Fertigstellung mit seinen bis zu fünf Milliarden US-Dollar Kosten und mit einem Staureservoir von 1.630 Quadratkilometern Afrikas größter Staudamm. Sein Fassungsvermögen soll bei Vollstauung 63 Milliarden Kubikmeter Stauvermögen umfassen. Die Anrainerstaaten des Nils allerdings fürchten um ihre Wasserversorgung. Denn der blaue Nil ist die lebenswichtige Wasserader sowohl von Äthiopien als auch von Sudan und als Nil von ganz Ägypten. Ägypten zeigt sich extrem besorgt um die Wasserzufuhr des Nils, wenn Äthiopien anfängt, den Grand Ethiopian Renaissance Damm am Blauen Nil zu stauen. Denn die jährliche Wassermenge des Nils insgesamt oszilliert zwischen 55 und 88 Mrd. Kubikmetern. Wird Äthiopien das Reservoir schnell oder langsam füllen, welche Auswirkungen wird das für die Wasserversorgung in Ägypten haben, fragen sich die Ägypter seit Jahren. Eine Studie der Universität von Kairo sieht bei einer Fülldauer von drei Jahren einen Verlust von landwirtschaftlicher Fläche in Ägypten in Höhe von schockierenden 51 Prozent, eine sechsjährige Fülldauer würde auch noch erschreckende 17 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Ägyptens in Mitleidenschaft ziehen.