In ganz Brasilien sind 45 Bergbaudämme wegen Instabilität bruchgefährdet, davon sind allein 42 im Bundesstaat Minas Gerais. Die anderen befinden sich in den Bundesstaaten Amapá, Pará und Rio Grande do Sul. Von diesen 45 Staudämmen waren 36 seit der behördlichen Entscheidungen bereits im März stillgelegt worden, nun kamen neun weitere der sogenannten Tailingdämme hinzu, so die Nationale Agentur für Bergbau in einer Mitteilung auf ihrer Internetpräsenz am 1. Oktober dieses Jahres.
Jedesmal bis zu den Stichtagen Ende März und Ende September müssen die Betreiber der Bergbautailings den Behörden die Sicherheitsatteste für ihre Dammstrukturen der Nationalen Bergbauagentur vorlegen. Diese Mitteilung ist obligatorisch für den Betrieb aller Strukturen, die Teil der Nationalen Staudamm-Sicherheitspolitik (PNSB) sind. Von den 436 Staudämmen, die derzeit im PNSB des Landes erfasst sind, verfügen laut Angaben der Behörde 391 über Sicherheitsaudits, die die Stabilität hinreichend bescheinigen, 38 haben Erklärungen abgegeben, in denen die Stabilität der Strukturen nicht hinreichend bescheinigt wird, und sieben haben die erforderlichen Dokumente zum Stichtag (30. Sept.) nicht eingereicht. Bei letzteren geht die Behörde automatisch davon aus, dass die Stabilität bei diesen Tailings nicht gewährleistet ist und lässt sie deswegen behördlich schließen, so die Behörde.
Von den 45 Bergbaudämmen, die bei der September-Überprüfung keine Stabilität bescheinigt bekommen haben, waren darunter sechs, denen das noch im März laut Audit bescheinigt worden war. Die Behörde tätigte keine konkrete Mitteilung darüber, was genau zu der neuen Instabilitätseinschätzung führte.
Die nach der stromaufwärts gerichteten Methode gebauten Dämme – sogenannte Upstream-Dämme – entsprechen der größten Gruppe der nun als instabil geltenden Dämme (16). Die anderen sind Staudämme, die einstufig (15) errichtet wurden, stromabwärts ausgerichtet („downstream“) waren 10 und nach der Mittellinie ausgerichtet (center“) waren 4 gebaut worden.
Erst im August veröffentlichte Brasiliens Nationale Agentur für Wasser und sanitäre Grundversorgung (ANA) den Bericht über die Staudammsicherheit 2019. Laut dieser Erhebung kam es im vergangenen Jahr 2019 zu 12 Unfällen und 58 Vorfällen mit Staudämmen in insgesamt 15 brasilianischen Bundesstaaten. Zum Vergleich: Für das gesamte Jahr 2018 wurden zwei Zwischenfälle und drei Unfälle gezählt. In der im August herausgegebenen Jahresbilanz berücksichtigte die staatliche Agentur nicht nur die Bergbaudämme, wie die, die in Brumadinho und Mariana brachen, sondern auch die Wasserkraftstaudämme.
Laut dem neuen 2019er Bericht der ANA kam es im vergangenen Jahr zu einem Anstieg der Zahl der Staudämme, die laut Inspektionsbehörden in kritischem Zustand sich befinden und von daher besonders überwachungswürdig sind. Zählte der Jahresbericht 2018 noch 68 kritische Dämme, so zählt der nun vorgestellte 2019er Bericht insgesamt 156 kritische Staudämme und Bergwerksdämme in 22 Bundesstaaten auf, d.h. es gab einen Anstieg von 129%.