97 Wanderfischarten durch Stauwerk bedroht.
Von Christian Russau
Im Wassereinzugsgebiet des Juruena-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso droht eine weitere Umweltkatastrophe, die schwerwiegende Beeinträchtigungen für die Ernährungssouveränität der dort lebenden Indigenen bedeuten würde. Die Planung des im Rahmen eines Bundesprogramms gestützten Wasserkraftwerks Castanheira am Fluss Arinos in der Region Juara, rund 690 km von Cuiabá entfernt gelegen, würde mit seinen 140 MW einen Stausee in der Größenordnung von 94,7 km² bedeuten, was einer gefluteten Fläche von fast 9.500 Fußballfeldern bedeuten würde. Auch die Biodiversität würde massiv leiden: Durch den Staudammbau würden 97 Wanderfischarten in ihrer Existenz bedroht. Da diese Fische eine der Hauptnahrungsquellen der in der Region lebenden Indigenen darstellen, sehen Forscherinnen die Gefährdung der Ernährungssouveränität der in der Region lebenden Indigenen und Flussanwohnenden. Dies erläuterte die Forscherin Simone Athayde der Florida International University (FIU) auf einem Treffen bei der Superintendência de Infraestrutura, Mineração, Indústria e Serviços da Secretaria de Estado de Meio Ambiente (Sema) des Bundesstaates Mato Grosso, an dem auch Vertreter:innen sozialer Bewegungen und der vom geplanten Bau des Wasserkraftwerkes direkt betroffenen Indigenen Apiaká, Munduruku, Rikbaktsa, Kayabi und Tapayuna anwesend waren. Dies berichtet die Bewegung der Staudammbetroffenen MAB auf ihrer Webseite. Auch das Nachrichtenportal G1 berichtet über die Kritik am Staudamm Castanheira.
Die Forscherin Simone Athayde der Florida International University (FIU) hat zusammen mit ihrer Kollegin Renata Utsonomiya der Universidade de São Paulo (USP) eine mweltfolgenstudie zu den Auswirkungen des geplanten Staudammbaus Castanheira vorgenommen und dessen Ergebnisse anlässlich der Anhörung bei den Umweltbehörden von Mato Grosso vorgestellt. Castanheira sei, so die Forschein, das größte von derzeit mindestens 80 geplanten Wasserkraftprojekten in der Juruena-Region, einem der beiden Zuflüsse des Tapajós-Flusses. Für die Forscherinnen sei der Bau dieses Staudamms nicht vereinbar mit Umweltgesetzen, aber auch nicht vereinar mit sämtlichen sozialen oder kulturellen Rechten, die durch den Bau letztlich verletzt würden, so die Forscherin. „Der Arinos ist einer der letzten frei fließenden Flüsse im Juruena-Becken. Er ist ein besonderer Fluss, denn er beherbergt eine Reihe einzigartiger Ökosysteme, kleinen Stromschnellen, Wasserfälle und Umgebungen, die der Fischvermehrung förderlich sind. Ganz zu schweigen von den endemischen Arten, die nur in dieser Region vorkommen. Wenn alle für das Juruena-Becken geplanten Staudämme gebaut werden, einschließlich des Castanheira, ist der Tod des Arinos nahe“, so die Forscherin.
Der Generalstaatsanwalt Renan Sotto Mayor äußerte laut dem Bericht ebenfalls seine Besorgnis über die geplante Wasserkraftanlage und wartne explizit vor den Auswirkungen auf die indigene Bevölkerung. Er betonte auch die Bedeutung der öffentlichen Konsultation der Bevölkerung. Die Landesumweltbehörde Sema dürfe „ein Treffen nicht mit einer vorherigen Konsultation verwechseln. Jedes Konsultationsverfahren ist mehr wert als jedes andere Dokument, und der Staat ist derjenige, der es durchführen muss. Das Büro des Pflichtverteidigers der Union hat bereits ein Auge auf diesen Fall geworfen und wird mit den Völkern kämpfen“, schloss er.