Foto: Staudamm Belo Monte. Foto: christian russau (2016)
Kritiker*innen hatten vor dem Bau des Megastaudamms Belo Monte am Xingu-Fluss in Amazonien immer vor der Vielzahl an sozialen und Umweltfolgen des Dammbaus gewarnt, vor allem für die Anwohner*innen der Region der Volta Grande do Xingu (der Großen Flussschleife, die auf 100 Kilometern Länge von bis zu 80 Prozent der vormaligen Wassermenge abgeschnitten wurde, um für das Staureservoir von Belo Monte genug Wasser zur ertragsreicheren Produktion abzuzweigen) und die Kritiker:innen hatten immer gesagt, wenn der Damm und das Wasserkraftwerk erst einmal gebaut und in Betrieb befindlich sind, werden Umwelt- und Menschenrechtsaspekte noch leichter dem Fakt der vollendeten Tatsachen geopfert – und genau dies zeigt sich jetzt.
Denn angesichts aller bekannten und dokumentierten sozialen und Umweltprobleme mit und durch Belo Monte sieht sich die unter der Regierung Lula (im Vergleich zur vorherigen Bolsonaro-Regierung) in Umweltbelangen eigentlich wieder aktivere Umweltbehörde besorgt über die anhaltenden sozialen Konsequenzen von Belo Monte und dies vor allem im Bezug auf die Volta Grande: den Bewohner:innen fehlt bis zu 80 Prozent ihres Wassers, lokaler Transport zwischen den Gemeinschaften entlang des Flusses wird so erschwert, eingeschränkt bis hin zu verunmöglicht, Fischpopulationen sind reduziert, Moskitoplagen breiten sich in stehenden Gewässer explosionsartig aus). Die Umweltbehörde Ibama verlangt nun, dass die Volta Grande endlich wieder mehr Wasser bekommen muss. Dies berichtet die brasilianische Zeitschrift Veja.
Doch wie reagiert Brasiliens Energieminister, Alexandre Silveira? Die von Ibama geforderte Reduzierung des Wasserzuflusses zum Staudamm Belo Monte würde die Leistung des fünftgrössten Wasserkraftwerks der Welt um bis zu 50 Prozent reduzieren und Belo Monte sei immerhin für zehn Prozent des brasilianischen Stroms verantwortlich, berichtet Veja. Eine solche Reduzierung, wie von Ibama vorgeschlagen, würde letztlich die Stromkosten für jeden brasilianischen Haushalt erhöhen.
Dass es dabei um Menschenrechtsverletzungen wie das Recht auf Wasser für traditionelle Gemeinschaften geht, interessiert den Minister dann anscheinend eher weniger – es gibt halt immer wieder diejenigen, die es akzeptieren müssen, in einer geopferten Zone zu leben, die Entwicklung der Makroökonomie ist anscheinend bedeutsamer.