Das Munduruku-Gebiet Sawré Muybu liegt am Tapajós-Fluss im brasilianischen Bundesstaat Pará, im Herzen Amazoniens. Politik und Unternehmen ebenso wie Goldgräber:innen und Holzfäller:innen haben seit Langem ein Auge auf dieses Gebiet geworfen, die Regierung und Unternehmen wollten dort den São Luiz do Tapajós-Staudamm errichten, der Tapajós soll schiffbar für die Soja- und Bergbauerzkähne gemacht werden, die gleichen land- und bergbauwirtschaftlichen Produkte sollen über die Bahnlinie Ferrogrão transportiert werden, ebenfalls in direkter Nähe des Munduruku-Gebietes und die garimpeiros ebenso wie die Holzfäller dringen in das Gebiet seit Jahren illegal ein, roden, verschmutzen und verseuchen Land und Wasser mit Quecksilber. Doch nach dem jahrelangen Widerstand und Kampf der Munduruku ist das Gebiet von Sawré Muybu endlich demarkiert wordenendlich demarkiert worden. Ein großartiger Erfolg der Munduruku!
Am 25. September dieses Jahres wurde in Brasília ein großer Sieg errungen. Denn an diesem Tag ordnete der Justizminister Ricardo Lewandowski die Demarkierung des indigenen Landes der Munduruku in Pará an. Justizminister Ricardo Lewandowski bestätigte die Demarkation des indigenen Landes Sawré Muybu im Einzugsgebiet des Flusses Tapajós in Pará. Mit dieser Entscheidung dürfte ein 17-jähriger Kampf des Munduruku-Volkes um die Demarkation beendet werden, der durch den Vormarsch von Soja, illegalen Bergbau und den Bau der Ferrogrão-Eisenbahn und stets durch neue Staudammprojekte bedroht ist.
Der Streit dauert seit 2007 an, als Fachleute mit der Durchführung von Studien zur Abgrenzung des Gebiets beauftragt wurden. Im Jahr 2016 wurde die Dokumentation zur Demarkation genehmigt. Seitdem warten die Munduruku auf die Demarkation, was in den letzten fünf Jahren zu Protesten geführt hat. Im vergangenen Jahr hatte die Bundesstaatsanwaltschaft dem Justizministerium 60 Tage Zeit gegeben, um den Ministerialerlass zur Demarkation endlich zu unterzeichnen. Es dauerte noch rund ein Jahr, doch nun ist es vollbracht: Sawré Muybu ist ein demarkiertes Indigenes Territorium. Mit Lewandowskis Entscheidung hängt die Fertigstellung nun davon ab, dass die Zivilkammer die Genehmigung formalisiert und das Gebiet per Präsidialunterschrift homologisiert wird.
Alessandra Korap Munduruku befand sich auf Einladung der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (ASW) gerade in Genf, als die Botschaft der Demarkation von Sawré Muybu sie erreichte. Wir dokumentieren hier die deutschsprachige Übersetzung ihrer Rede:
„Der Ministerialerlass ist unterschrieben worden. Das ist eine gute Nachricht!. Ich bin hier gerade in Europa, in Genf, aber wenn ich in Kürze zurückfahre, dann werde ich dort bei den Meinen sein! Es war ein langer Kampf, so vieles, was wir in die Wege geleitet haben: Wir haben die Auto-Demarkation vorangetrieben, wir haben Druck auf das Justizministerium ausgeübt, auf die Indigenenbehörde FUNAI, da haben wir sehr viel Druck ausgeübt, viel Kampf, wir haben viele Besetzungen gemacht, um zu sagen, dass dieses Territorium unseres ist! Als die Regierung damals entschied, den Staudamm São Luiz do Tapajós bauen zu wollen, da haben wir Munduruku mit der Bewegung Ipereg Ayu beschlossen, in den Kampf zu ziehen, um unser Territorium zu verteidigen und um zu zeigen, dass niemand, nicht einmal die [brasilianische] Bundesregierung dort einfach so ein Wasserkraftwerk auf unserem Gebiet errichten darf. Auch wenn die Regierung sagte, das sei nicht unser Land, so ist es doch unseres!
Deshalb haben wir die Auto-Demarkation gemacht, deshalb haben wir ein Konsultationsprotokoll erstellt. In den Jahren 2013/2014 da kamen sehr viel Polizeieinheiten und sehr viele Forscher in unser Gebiet. Und unser Volk war sehr schlau, dass wir diesen den Eintritt verwehrten.
Ich bin sehr, sehr dankbar Allen, die an den Kampf des Volkes [der Munduruku] glauben. Ich bin sehr, sehr dankbar allen Caciques, allen Pajés, die mich immer gelehrt haben, dass wir dem Wald zuhören müssen, dass wir unseren Vorfahren zuhören müssen, die seit Tausenden von Jahren hier lebten. Ich habe sehr viel gelenrt von der Kraft dieser Frauen, die kämpfen, meine Kraft kommt von den Kämpferinnen, von den Caciques.
Ich bin auch sehr dankbar für unsere Jugend. Ich möchte allen gratulieren, aber auch sagen, obwohl wir jetzt die Demarkation haben, so wissen wir doch und wir werden es nie akzeptieren, wenn die Regierung etwas gegen uns macht. Heute leidet mein Volk unter den Waldbränden, unter der herrschenden Dürre, unsere Brunnen trocknen aus. So droht uns das Schiicksal, dass unsere Heimat doch irgendwann das Haus der Reichen, der weißen Männer mit viel Geld wird. Dagegen brauchen wir dringend Politiken der öffentlichen Hand in und für unser Territorium, wir brauchen Brunnen, Schulen, all dies ist unser Recht und unsere Rechte werden wir niemals veräußern.
Aber ich bin, als Alessandra, sehr glücklich, Teil dieses ganzen Kampfes zu sein, und ich höre immer unseren Anführern zu, so wie auch diese mich anhören, und im Gespräch fragen wir uns, ob dies oder das nun das Richtige ist, und dann sage ich manchmal, ich denke anders, dann sprechen sie und raus kommt dann eine noch bessere Meinung als nur die meine, meine bescheidene Meinung. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Munduruku-Regierung zu sein, dieses kriegerischen Volkes – und nicht Teil einer Regierung der Stadt zu sein, die sich umsonst verraten und verkaufen lässt. Kritik üben ist wichtig, und das tue ich viel und oft, und wenn meine parentes sprechen, dann höre ich zu, immer werde ich ihnen zuhören, ich werde nie auf andere hören, von der anderen Seite, weil die nicht unsere Realität kennen. Ich möchte mich bei Allen von ganzem Herzen bedanken.
Sawé!“