GegenStrömung dokumentiert die deutschsprachige Übersetzung der Erklärung der Leitung der Vereinigung der Angehörigen der Opfer des Dammbruchs von Brumadinho, AVABRUM
Sie wussten, dass der Damm nicht sicher war.
Der Bergbaukonzern Vale, die Zertifiziererin TÜV Süd, die das Sicherheitsgutachten ausgestellt hatte, sowie 16 Individuen, sind alle angeklagt. In fünf Jahren wurde niemand verhaftet oder verurteilt wegen der 272 Getöteten. Bis heute wurden drei Opfer nicht gefunden: Tiago Silva, Maria Bueno e Nathália Araújo.
Brumadinho, 17. Juli 2024 – Heute sind es 2.000 Tage seit der Tragödie/dem Verbrechen von Vale in Brumadinho. Es sind 2.000 Tage, die von Straflosigkeit und der unaufhörlichen Suche nach Gerechtigkeit geprägt sind. Leid, Trauer, Kampf und Sehnsucht begleiten die Familien der Opfer. AVABRUM (Associação dos Familiares de Vítimas e Atingidos pelo Rompimento da Barragem Mina do Córrego do Feijão – Brumadinho) erinnert nicht nur an diesn Jahrestag, sondern fordert auch die Verhaftung und strafrechtliche Verfolgung derjenigen, die für die 272 Todesopfer vom 25. Januar 2019 verantwortlich sind – sie wussten von der drohenden Gefahr eines Dammbruchs. Aber im Namen von Profit und Gier haben sie nichts unternommen. Trotz der überwältigenden Beweise der Untersuchungen wurde bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen.
Nicht wiedergutzumachende Schäden
Der Einsturz, der als die größte humanitäre Tragödie Brasiliens gilt, forderte nicht nur 272 Menschenleben, sondern verwüstete auch 26 Gemeinden und hinterließ irreversible physische, psychische und materielle Schäden. Drei Opfer werden noch vermisst: Tiago Silva, Maria Bueno e Nathália Araújo.
Wie wird die Gerechtigkeit in Erinnerung bleiben?
Im März dieses Jahres gewährte die TRF6 (Bundesgericht der 6. Region) in Belo Horizonte dem ehemaligen Präsidenten von Vale, Fábio Schvartsman, einen Habeas-Corpus-Beschluss, mit dem er von dem Strafverfahren, in dem die Verantwortlichen für die Tragödie verurteilt werden sollen, befreit wurde. Im Mai setzte der Oberste Justiz-Gerichtshof (STJ) die Frist für die Verteidigung aller Angeklagten aus. In beiden Fällen legte die Bundesstaatsanwaltschaft (MPF) Einspruch gegen die Entscheidungen ein und berief sich dabei insbesondere auf das Habeas Corpus des ehemaligen Präsidenten von Vale, dessen Prozess noch nicht stattgefunden hat.
Zeitleiste der Sraflosigkeit
– 25/01/2019 – Bruch des Dammes von Vale resultiert im Tod von 272 Menschen
– 25/01/2020 – 16 Personen und Firmen werden wegen Tötung und Umweltverbrechen angezeigt
– 19/10/2021 – STJ annuliert die Entgegennahme der Anzeige durch die Landesjustiz
– 06/06/2022 – Der Oberste Richter Edson Fachin vom STF überträgt die Gerichtsbarkeit erneut der Landesjustiz
– 16/12/2022 – Die 2ª Gruppe des STF entscheidet, dass die Klage an die Bundesjustiz übergeht
– 24/01/2023 – Die Bundesjustiz in Minas Gerais akzeptiert die Klage und startet den Prozess neu
– 25/01/2024 – Die Strafrechtsklage bei der Bundesjustiz schreitet nur langsam voran
– 13/03/2024 – Die Bundesjustiz erteilt dem Ex-Präsidenten von Vale Habeas Corpus
– 15/04/2024 – Der Strafrechtsprozess wird auf Entscheidung des Obersten Justizgerichtshofes ausgesetzte
– 17/07/2024 – 2.000 Tage ohne Gerechtigkeit
Der Kampf für Gerechtigkeit wird nicht aufhören
AVABRUM glaubt weiterhin an die brasilianische Gerechtigkeit. Seit 2019 organisiert und beteiligt sich die Vereinigung an verschiedenen Initiativen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Dazu gehören u. a. monatliche Aktionen, die Beobachtung des Strafprozesses, Proteste auf Bergbaumessen, die Verbreitung von kostenlosen Büchern und Materialien über die Tragödie, Vorträge an Universitäten (u.a. Harvard), Demonstrationen in Deutschland (vor dem Unternehmen Tüv Süd) und die interne Organisation des Vereins.
„Wir leben die Suche nach der lang ersehnten Gerechtigkeit und der Verurteilung der Verantwortlichen, und wir müssen uns immer noch anhören, dass Gerechtigkeit nur durch die Mobilisierung und den Aufschrei der Angehörigen geschehen wird. Wir müssten nicht aufschreien angesichts so vieler schlüssiger Beweise für Fahrlässigkeit, Fälschung von Stabilitätsberichten und anderen vorgelegten Beweisen, wenn die Justiz und der Staat ihre Rolle rechtmäßig gespielt hätten“, erklärt der Vorstand von AVABRUM.
Der 25. Januar 2019 ist für die Familien der Opfer noch nicht vorbei.
// Übersetzung: christian russau