GegenStrömung gratuliert!
Von Christian Russau
Alessandra Korap Munduruku ist eine der diesjährigen mit dem Goldman-Preis Ausgezeichneten. Der Goldman-Preis für Umwelt wird jedes Jahr an sechs Aktivisten aus verschiedenen Weltregionen verliehen. Alessandra wurde am Montagabend in San Francisco ausgezeichnet für ihren Kampf gegen die Schürflizenzen des britischen Bergbaukonzerns AngloAmerican in indigenen Territorien in Brasilien. Alessandra organisierte den Widerstand der indigenen Gemeinden – vor allem der Frauen – in ihrem Kampf zum Schutz der indigenen Gebiete in Brasilien, gegen die Ausweitung des Bergbaus durch das britische Bergbauunternehmen Anglo American im brasilianischen Amazonas-Regenwald. Im Mai 2021 verpflichtete sich das Unternehmen, 27 genehmigte Forschungs- und Schüflizenzanträge für den Abbau in indigenen Gebieten zurückzuziehen, darunter das indigene Gebiet Sawré Muybu, das mehr als 400.000 Hektar Regenwald umfasst, in dem Alessandra aufwuchs. Dadurch wird ein „stark bedrohtes Gebiet Amazoniens – den größten Regenwald der Welt und eine weltweit bedeutende Kohlenstoffsenke – vor weiterem Abbau und Abholzung“, so die Goldman-Preis-Verleiher:innen auf ihrer Webseite.
Alessandra Korap Munduruku, 38, ist Mitglied der indigenen Munduruku-Gruppe von Sawré Muybu. Sie ist die Präsidentin der indigenen Vereinigung Pariri, die Gemeinden in der Region des Tapajós-Flusses unterstützt. Alessandra arbeitete früher als Lehrerin und engagierte sich in den letzten zehn Jahren im Kampf gegen die Abholzung der Wälder, den Ausbau der Wasserkraft mittels Staudämmen, gegen die Verschmutzung der Amazonas-Zuflüsse und den geplanten Ausbau des Tapajós-Flusses zur Wasserstarße zum vermehrten Transport von Soja und Mineralien. Dabei stieß ihr Engagement gegen Wasserkraft wie den São Luiz do Tapajós-Staudamm sowie ihr Einsatz für Menschenrechte auf heftigen Widerstand, auch „gegen die Beteiligung einer Frau an der Bewegung zum Schutz des Territoriums, aber sie blieb hartnäckig und änderte allmählich das vorherrschende Paradigma“, wie es in der Begründung für die Auszeichnung mit dem Goldman-Preis heisst. Schließlich wurde sie die erste weibliche Koordinatorin der Vereinigung der Indigenen von Pariri. Im Jahr 2018 beschloss Alessandra, Jura zu studieren, um die Munduruku-Gemeinschaften und den Amazonas-Regenwald besser zu vertreten und vor weiterer illegaler Ausbeutung durch Bergbau-, Holzfäller- und Bohrinteressen sowie anderen Bedrohungen ihrer Gebiete zu schützen.
Ein Bericht aus dem Jahr 2020 hatte enthüllt, dass Anglo American, eines der größten Bergbauunternehmen der Welt, 13 Forschungsanträge für Schürflizenzen im Munduruku-Gebiet gestellt hatte. Auf einer Versammlung im Dezember 2020 veröffentlichten 45 Kazik:innen und 200 Teilnehmer:innen eine offizielle Erklärung gegen weitere Bergbauaktivitäten und die Abholzung des Amazonas. Alessandra Korap Munduruku arbeitete mit dem Dachverband der indigenen Völker Brasiliens APIB und Amazon Watch zusammen, um einen offenen Brief an Anglo American zu verfassen, in dem die Erklärung der Versammlung zitiert und die Rücknahme der Genehmigungen im Amazonas-Gebiet gefordert wurde. In der erste Antwort bestritt Anglo American die genannte Anzahl der genehmigten Anträge und behauptete, keine Erkundungsgenehmigungen in indigenen Gebieten zu haben, schloss aber zukünftige Bergbauaktivitäten auf diesen Gebieten nicht aus. Gemeinsam mit Verbündeten schickte Alessandra daraufhin einen neuen Protestbrief, in dem sie eine Klarstellung und sofortige Maßnahmen von Anglo American zur Rücknahme der Genehmigungen forderte.
Infolgedessen wurde die Medienkampagne erweitert um gefilmte Aussagen von Gemeindemitgliedern und Fotos von Dörfern, die Schilder mit der Aufschrift „Anglo American raus aus Sawré Muybu“ zeigen. Sie ging eine Partnerschaft mit Amazon Watch und Greenpeace ein, um zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen, und verbreitete als Sprecherin die Botschaft an allen möglichen Orten, einschließlich Konferenzen und internationalen Foren.
Im Mai 2021 erklärte Anglo American infolge des medialen Drucks, den die Proteste der Munduruku auslösten, seinen formalen Rückzug aus 27 Schürflizenzen in indigenen Territorien in Amazonien, darunter 13 Schürflizenzen im Territorium Sawré Muybu. Das Unternehmen informierte die brasilianische Regierung offiziell über den Rückzug und begründete dies mit Bedenken von Organisationen und indigenen Gemeinschaften.
GegenStrömung gratuliert unserer Freundin Alessandra Korap Munduruku!