Das Wasserkraftwerk Belo Monte habe im ersten Halbjahr satte 9 % der brasilienweiten Stromproduktion erreicht – aber gerechnet auf die ersten sieben Monate des Jahres 2023 durchschnittlich nur 60 % seiner Kapazität ausgeschöpft.
Zwei Meldungen von Ende Juli und nun Anfang August lassen aufhorchen, zunächst einmal wegen der scheinbaren Diskrepanz zwischen ihnen. Am 24. Jui dieses Jahres berichteten brasilianische Medien, das Wasserkraftwerk Belo Monte habe im ersten Halbjahr 29.125 GWh produziert, was satten 9,4 Prozent der brasilienweiten Stromproduktion entsprechen würde. Diese produktion entspreche, so die Medienmeldungen, der Versorgung von 30 Millionen Haushalten in ganz Brasilien. 60,19 Prozent allen in Brasilien produzierten Stroms kam dieser Meldung zufolge aus Brasiliens Wasserkraftsektor. Ein Erfolg?
Das ist zu bezweifeln. Aufsehen erregte nämlich eine weitere Belo Monte betreffende Meldung wenige Tage später: Gerechnet auf die ersten sieben Monate des Jahres 2023 habe das Stauwerk am Xingu-Fluss im amazonischen Bundesstaat durchschnittlich nur 60 Prozent seiner Kapazität ausgeschöpft. Im Monat Juli seien nur 552 MW erreicht worden (was einer Auslastung der 18 Turbine von nur 5 Prozent entspräche) infolge des Niedrigwaserstands des Xingu während der gegenwärtigen Trockenzeit. Genau davor hatten Kritiker:innen des Monsterstausees am Xingu in der Vergangenheit immer wieder gewarnt.
Infolge dieser niedrigen Auslastung sprechen sich wieder vermehrt Beamte und PolitikerInnen für einen Ausbau von Belo Monte aus: so z.B. für eine Vergrösserung des Staureservoirs von derzeit 480 km² auf 1.200 km², wie es erste Planungen bei Vorläuferprojekten für Belo Monte vorsahen. Die Konsequenzen, sollte sich diese Ansicht politisch durchsetzen: noch mehr überschwemmtes Gebiet.
Das Widerstandsbündnis Movimento Xingu Vivo para Sempre hatte bereits Anfang vergangenen Jahres über 10 Jahre Belo Monte Bilanz gezogen (GegenStrömung berichtete): Belo Monte hat 1) die Große Flusschleife Volta Grande ausgetrocknet, 2) Überbevölkerung von Altamira und Auswirkungen auf die Region wurde bestätigt, 3) Vertreibung von etwa 40.000 Menschen von ihrem Land und aus ihrer Heimat, 4) Belo Monte produziert nicht die vesprochene Energie, 5) Tod der Fische, 6) Vermehrte Entwaldung, 7) Vermehrung von Malariamücken, 8) Anstieg der Treibhausgasemissionen, 9) Energie mehr für den Bergbau als für die Bevölkerung.