Nach den errichteten Stauwerken Jirau und Santo Antonio am Fluss Rio Madeira sowie Samuel am Fluss Jamari soll nun auch am nördlicher gelegenen Rio Machado im Bundesstaat Rondônia ein weiteres großes Wasserkraftwerk errichtet werden.
Von Christian Russau
Brasiliens Minister für Bergbau und Energie, Fernando Coelho Filho, erklärte laut Presseberichten, dass die Regierung die Lizenzvergabe für einen neuen Damm im Amazonas vorbereite. Für das Projekt, das sich gegenwärtig noch im Prozess der Erteilung einer Umweltgenehmigung befindet, wurden die Machbarkeitsstudien abgeschlossen, und der Bau soll nach Aussage des Ministers bis zum Jahr 2018 versteigert werden. Der Staudamm mit dem Namen „Tabajara“, der eine Fläche von 96 Quadratkilometer tropischen Regenwalds im Norden des amazonischen Bundesstaats Rondônia am Fluss Machado (auch Ji-Paraná genannt) fluten würde, steht seit Jahren auf der Liste der im Rahmen des sogenannten Wirtschaftsbeschleunigungsprogramms PAC der Regierung geplanten Bauvorhaben. Um den Bau voranzutreiben, hatte die damalige Präsidentin, Dilma Rousseff, im Jahr 2011 die Größe des Nationalparks Parque Nacional Campos Amazônicos um 340 Quadratkilometer beschnitten, der Kongress hatte im Jahr darauf den Park zum Ausgleich an anderer Stelle wieder ausgeweitet.
Laut der Tageszeitung „O Estado de São Paulo“ sei einer der stärksten Befürworter des Staudammbaus der Senator Valdir Raupp (PMDB-RO) aus Rondônia. Die Zeitung erwähnte zudem, dass der Senator seit März dieses Jahres Beklagter im Rahmen der sogenannten „Lava Jato“-Korruptionsaffäre ist, Vorwürfe, die der Senator bestreitet.
Gegen den geplanten Bau des Staudamms Tabajara gibt es seit Jahren Proteste. Die den Staudammbau vorantreibenden Firmen erkannten 2015 488 Personen als direkt vom Dammbau Betroffene an, Kritiker sehen höhere Zahlen. Die Region, in der das 400-MW-Wasserkraftwerk errichtet werden soll, gilt schon jetzt als eines der am meisten von Abholzung bedrohten Gebiete Amazoniens. Die Indigenen Völker der Tenharim, der Arara de Ji Paraná sowie der Gavião setzen sich seit Jahren gegen den Bau des Staudamms Tabajara zur Wehr, da sie davon ausgehen, dass Bau und Betrieb des Dammes auch ihre traditionellen Gebiete betreffen würde. Zudem, so Presseberichte, wird vermutet, dass in dem Gebiet noch in freiwilliger Isolation lebende, sogenannte unkontaktierte indigene Gruppen leben.
Im Jahr 2013 erklärten Vertreter von 20 indigenen Völker gemeinsam ihre Ablehnung des „Tabajara“-Projekts. Die Indígenas Tenharim, Parintintim, Mura, Torá, Pirahã, Apurinã, Miranha, Munduruku, Zoró, Arara, Gavião und Karitiana und weitere erklärten dem „Tabajara“-Dammprojekt laut Presseberichten den „Krieg“. „Das Projekt lägee nur 800 Meter neben dem Land der Tenharim“, erklärte deren Anführer Ivanildo Tenharim, einer der Organisatoren des Protests von 2013, dem Informationsportal Portal Amazônia Real. „Dieses Wasserkraftwerk ist nicht willkommen, es wird in das ganze Ökosystem eingreifen und wird gar nichts Gutes mit sich bringen“, so Ivanildo Tenharim.