Hinter dem Stauwerk Candonga wurden 604.000 Kubikmeter Erzschlamm entfernt, doch weiterer Erzschlamm wird nachgespült.
Von Christian Russau
Brasiliens Umweltbehörde Ibama hat Mitte Februar der Firma Samarco vorgeworfen, das Staureservoir beim Staudamm Risoleta Neves, auch Candonga genannt, im Bundesstaat Minas Gerais zu langsam von den über eine Million Kubikmeter Erzschlamm zu säubern. Ibama zufolge habe Samarco 604.000 Kubikmeter Erzschlamm mittels Abpumpanlagen entfernt. Insgesamt befänden sichaber 1,6 Millionen Kubikmeter Klärschlamms allein im Staubecken von Candonga. Ibama kritisierte, dass Samarco sich nicht an den vereinbarten Zeitplan gehalten habe, bis Dezember 2016 den Stausee von diesen Klärschlämmen zu leeren. Samarco hätte zwar diese 604.000 Kubikmeter Erzschlamm mittels Abpumpanlagen entfernt, doch im gleichen Zeitraum seien weitere 412.000 Kubikmeter in den Stausee nachgespült worden.
Die deutlich über eine Million Kubimeter Erzschlamms hatten sich vor der Staumauer angesammelt, nachdem am 5. November 2015 der Damm Fundão des Erzgrubentailings der Firma Samarco gebrochen war und Schätzungen zufolge 62 Millionen Kubikmeter Klärschlamms zunächst das Dorf Bento Rodrigues zerstört sowie die Dörfer Paracatu de Baixo und Barra Longa überspült hatte, bevor der Schlamm sich 680 Kilometer flussabwärts durch die Flüsse Rio Gualaxo do Norte, Rio Carmo und Rio Doce bis hin zur Mündung desselben in den Atlantischen Ozean bei Linhares und Regência im Bundesstaat Espírito Santo bewegte. 19 Menschen starben, tausende Fischerinnen und Fischer wurden arbeitslos und Berechnungen der Rückversicherungsgesellschaft Terra Brasis Resseguros zufolge wurden dadurch rund 3,5 Millionen Menschen in ihrer Trinkwasserversorgung beeinträchtigt.
Die Umweltbehörde Ibama schätzt, dass sich im gesamten Flusslauf, an den Ufern und Überschwemmungsflächen noch immer rund die Hälfte des Klärschlamms befindet und bei Regen immer wieder aufs Neue in die Flüsse gespült wird, so dass diese folgenreichste Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens noch viele Jahre weiter gehen wird.
Immerhin hat die Ibama nun mitgeteilt, dass die noch Mitte vergangenen Jahres als dringlich ausgesprochene Warnung vor einem Bruch des Stausees Candonga derzeit nicht mehr als akut betracht werde.
Laut der amerikanischen Consulting Bowker Associates stellen die dort durch den Dammbruch freigesetzten 62 Mio. Kubikmeter Klärschlamm, die bis zu 800 km versuchte Flusslandschaft sowie die Schäden von mindestens 5 Mrd. Dollar den traurigen Dreifach-Negativ-Weltrekord in der Geschichte des Bergbaus dar. Mitarbeiter und Führungskräfte der Samarco hatten den neuesten Erkenntnissen die Warnungen vor einem Bruch nicht hinreichend ernst genommen, die Justiz hat sich des Falles angenommen. Samarco gehört je zur Hälfte den Firmen Vale und BHP Billiton.