Der binationale Itaipu-Staudamm liefert normalerweise 10 Prozent der elektrischen Energie, die in Brasilien verbraucht wird, und 86 Prozent des Verbrauchs in Paraguay. Doch derzeit ist die Lage eine andere: Wegen einer massiven Dürre – nicht zuletzt durch die Rodungen im Amazonasgebiet und damit durch die verantwortungslose Umweltpolitik der Regierung Bolsonaro mitverursacht – sind die Wasserstände am Paraná-Fluss auf einem historisch niedrigen Niveau. Seit 1944 führte der Fluss nicht mehr so wenig Wasser und die Aussicht ist, dass dieser Negativrekord dieses Jahr noch unterboten wird.
Dies hat auch Auswirkungen auf die Stromproduktion des – nach installierter Kapazität – drittgrößten Wasserkraftwerks der Erde. Die Betreiber erwarten, dass das Kraftwerk dieses Jahr etwa 65-67.000 Gigawattstunden Energie produzieren wird – das sind 15 Prozent weniger als im vergangenen Jahr und nur 35 Prozent der Strommenge, die 2016 erreicht wurde.
Diese Situation ist kein Einzelfall. Überall auf der Welt stehen Wasserkraftwerke still oder arbeiten mit eingeschränkter Kapazität, wegen Dürren. In anderen Regionen führen dagegen besonders starke Wasserfälle zu Ausfällen von Kraftwerken – etwa vergangenes Jahr in Malawi, wo Überflutungen zu Zerstörungen in den Anlagen von Staudämmen geführt haben.
Gerade dieses Beispiel zeigt, wie Wasserkraft angesichts des Klimawandels immer unsicherer wird: Im Jahr 2017 noch war das afrikanische Land, das sehr stark von Wasserkraft abhängig ist, von einer Energiekrise betroffen, weil Dürre geherrscht hat.
Für die Zukunft stellt die Wasserkraft keine Lösung für die globale Klima- und Energiekrise dar. Dennoch hat jüngst das Unternehmen ATOME Energy PLC aus dem Vereinigten Königreich – mit Unterstützung der britischen Regierung – ein Abkommen mit Itaipu unterzeichnet, um mit dem Strom aus dem Kraftwerk Wasserstoff und Ammonium zu produzieren. Angesichts der Unsicherheit der Stromproduktion von Itaipu scheint dem Deal keine große Zukunft beschert zu sein.
Thilo F. Papacek
LINKS: