Am Sonntag haben sich der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed und der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi in Kairo zu einem Zwei-Parteiengespräch über die Folgen des von Äthiopien am Blauen Nil im Bau befindlichen 6-Gigawatt-Staudamm Grand Ethiopian Renaissance-Staudamm getroffen, so diverse Pressberichte. Auf der anschließenden Pressekonferenz signalisierten beide erstmals einen Durchbruch bei dem Streit um die künftig während der Flutungsphase des Stausees anvisierte Durchflussmenge an Wasser. „Wir haben viel erreicht, um Vertrauen aufzubauen und die bilaterale Zusammenarbeit zu stärken“, sagte Ägyptens Präsident al-Sisi. „Wir werden uns um den Nil kümmern, und wir werden [Ägyptens] Anteil [am Wasser] beibehalten, und wir werden daran arbeiten, diese Quote zu erhöhen. Präsident al-Sisi und ich werden daran arbeiten“, sagte Ahmed der Presse. Obwohl keine genauen Angaben gemacht wurden, welche Füllmengen an Wasser in welcher Geschwindigkeit im Stausee, der mittlerweile zu 63 Prozent fertiggestellt ist, verbleiben soll, scheinen die sich in den vergangenen Monaten mehr und mehr zuspitzenden Konflikte zwischen Äthiopien und Ägypten damit zu entschärfen. Auch der Sudan ist betroffen, aber Medienberichten zufolge hatten sich Äthiopien und Sudan schon vor Monaten geeinigt. Nur zwischen Ägypten und Äthiopien schien es lange nicht zu einer Einigung zu kommen, mehrere Gesprächsrunden zuvor waren ergebnislos und teilweise mit gegenseitigen öffentlichen Anschuldigungen abgebrochen worden.
Der Grand Ethiopian Renaissance-Stausee, der Schätzungen zufolge bis zu fünf Milliarden US-Dollar kosten soll, wird mit 1.630 Quadratkilometern der größte des afrikanischen Kontinents werden. Sein Fassungsvermögen soll bei Vollstauung 63 Milliarden Kubikmeter Stauvermögen umfassen. Die Anrainerstaaten des Nils allerdings fürchten um ihre Wasserversorgung. Denn der blaue Nil ist die lebenswichtige Wasserader sowohl von Äthiopien als auch von Sudan und als Nil von ganz Ägypten. Ägypten zeigt sich extrem besorgt um die Wasserzufuhr des Nils, wenn Äthiopien anfängt, den Grand Ethiopian Renaissance Damm am Blauen Nil zu stauen. Denn die jährliche Wassermenge des Nils insgesamt oszilliert zwischen 55 und 88 Mrd. Kubikmetern. Wird Äthiopien das Reservoir schnell oder langsam füllen, welche Auswirkungen wird das für die Wasserversorgung in Ägypten haben, fragen sich die Ägypter seit Jahren. Eine Studie der Universität von Kairo sieht bei einer Fülldauer von drei Jahren einen Verlust von landwirtschaftlicher Fläche in Ägypten in Höhe von schockierenden 51 Prozent, eine sechsjährige Fülldauer würde auch noch erschreckende 17 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Ägyptens in Mitleidenschaft ziehen.