An dem von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen seit langem scharf kritisierten Staudamm Hidroituango – rund 170 Kilometer nordöstlich von Medellín am Fluss Cauca gelegen –, der bei Fertigstellung der größte Kolumbiens werden soll, kam es im vergangenen Jahr zu einer Katastophe. Am 28. April fiel der zentrale Umleitungstunnel der Baustelle für den Fluss Cauca aus; nach schweren Regenfällen war er durch Erdrutsche, Bäume und Murenabgänge verstopft worden. Der zweite Umleitungstunnel war zuvor von der Baufirma zubetoniert worden. Da die Staumauer von Hidroituango schon stand, stieg das Wasser bedrohlich weiter an und flutete erste angrenzende Siedlungen. Am 12. Mai brach das auch in den Tunneln angestaute Wasser abrupt durch, so dass die anschließende Flutwelle weitere Landfläche flutete, Ortschaften zerstörte, einen Millionenschaden erzeugte und eine großflächige Evakuierung der bedrohten Bevölkerung notwendig machte. Die über 20.000 Betroffenen wurde bis heute nicht angemessen entschädigt.
Wie GegenStrömung im August 2018 berichtet hatte, hatte die MUNICH RE für den Katastrophenstaudamm Hidroituango einen Teil der Rückversicherung übernommen und muss nun für die entstandenen Zerstörungen rund um das umstrittene Wasserkraftwerk Hidroituango eine dreistellige Millionensumme bezahlen.
Den Fall „Hidroituango“ verbucht die MUNICH RE laut Geschäftsbericht unter der Kategorie „von Menschen verursachten Großschäden“ (S.56) und erklärte, Hidroituango stelle den „größten Einzelschaden“ des weltweit größten Rückversicherers in dieser Kategorie dar.
Dabei hätte die MUNICH RE es vorher besser wissen können! Deutsche Menschenrechtsorganisationen und die kolumbianische Organisation „Rios Vivos“ haben seit Jahren vor den Folgen des Großprojekts Hidroituango für Menschen und Umwelt ausdrücklich gewarnt und dabei auch deutsche Firmen und Politik mit Nachdruck aufgefordert, sich nicht an diesem Projekt zu beteiligen.
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Munich Re sich an umstrittenen Großstaudammprojekten beteiligt, die die Menschenrechte der lokalen Bevölkerung mißachten und die Umwelt zerstören.
Seit 2013 haben unsere NGO-Netzwerke direkt auf den Aktionärsversammlungen der MUNICH RE gegen die Rückversicherungsleistung für die Staudämme Belo Monte, Santo Antonio oder Teles Pires in Brasilien protestiert und die Beteiligung von MUNICH RE-Tochtergesellschaften an den Versicherungsdienstleistungen für den nicht minder umstrittenen kolumbianischen Staudamm Hidrosogamoso kritisiert.
Daher lautet unsere kategorische Forderung für die am 30. April 2019 in München stattfindende Jahreshauptversammlung der MUNICH RE: Die MUNICH RE muss umgehend endlich ein an Nachhaltigkeitskriterien und an Menschenrechtskonventionen orientiertes und dabei robustes ESG-Management etablieren!