Das Tal des Tawang-Flusses liegt im westlichen Teil des indischen Bundesstaats Arunachal Pradesh. Dort, ganz in der Nähe zu Bhutan und China, plant die indische Staudammfirma NHPC Limited den Bau von mehreren Staudämmen entlang des Flusses. Diese Staudämme zusammen hätten eine Kapazität von 2.800 Megawatt, würden aber dafür mindestens 250 Hektar Land fluten, das jetzt mit Wald bedeckt ist, Die überwiegend buddhistischen BewohnerInnen der Region haben sich bereits mehrfach gegen den Bau dieser Staudämme ausgesprochen. Schon 2012 haben sie gegen die insgesamt 15 in ihrer Region entlang des Tawang-Flusses geplanten Staudämme protestiert, es kam zu Verhaftungen und Repression und Polizeigewalt gegen die Protestierenden. 2016 wurden zwei gegen die Staudämme Protestiere von der Polizei auf der Demonstration erschossen.
In der Bergregion des Tawang-Tals befinden sich 234 kleine Dorfsiedlungen entlang des Flusses, von denen jede durch mindestens ein Staudammprojekt direkt betroffen wäre. Die größten vier der Staudammprojekte – das 780-MW-Kraftwerk Nyamjang Chhu, das 600-MW-Werk Tawang I, das 800-MW Tawang II sind dabei die bedrohlichsten für die AnwohnerInnen, so die HuffingtonPst in einem Beitrag bereits von 2015.
Die indigene Gruppe der Monga, die buddhistischen Glaubens ist, sieht die heiligen Stätten und Klöster sowie die heiligen Quellen ihrer Religion bedroht. So sei der drei Kilometer lange Teil des Nyamjang Chhu-Flusses der Überwinterungsort des Schwarzhalskranich, der auf der indischen Liste des Wildlife Protection Act auf der höchst schutzwürdigen Stufe kategorisiert ist. Doch direkt in den Überwinterungsgebieten des Schwarzhalskranich soll ein Staudamm errichtet werden. Es seien dort zwar nur fünf bis sieben der Exemplare des Schwarzhalskranich dort die letzten Winter gesichtet worden, aber neben der Qualifizierung als bedrohter Art stellt der Schwarzhalskranich für die Monpa die Reinkarnation des 6. Dalai Lama dar, der im 18. Jahrhundert gelebt hatte und zahllose Gedichte über den Schwarzhalskranich verfasst hatte.
Der Zusammenschluß der für die Region in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit kämpfenden Bürgerbewegung Save Mon Region Federation (SMRF) erklärte am 7. August, sollten Indien, die Landesregierung von Arunachal Pradesh sowie die Staudammfirma NHPC Limited nicht unverzüglich die von der Bevölkerung geforderten Stopps der Staudammprojekte umsetzen, werden sie eine Beschwerde bei der UNO einreichen.
„Unser Land und unsere Wälder werden von der Regierung durch Kraftwerksbauer in Beschlag genommen, trotz unseres Neins. Die indigenen Gruppen wollen keine Projekte auf Kosten ihres Landes und ihrer Pilgerstätten. Was sollen wir in einer solchen Situation tun, wenn die Regierung den Kraftwerksbauern hilft“, fragte ein Betroffener laut Medienberichten, der der Regierung vorwarf, die Protestbewegung mundtot machen zu wollen. Die Protestnote an die UNO sei nun der einzig gangbare Weg, erklärten die Vertreter der Widerstandsgruppe gegen die Staudämme im Tal des Tawang-Flusses.