Indigene Xokleng, Guarani und Kaingang sind seit der vom Gouverneur vom südlichen Bundesstaat Santa Catarina angeordneten Staudammschliessung im Itajaí-Açu-Flusstal zur Vermeidung der Flutung der flussabwärts gelegenen Städte obdachlos und ohne staatliche Unterstützung inmitten ihres oberhalb des Staudamms gelegenen und nun gefluteten Gebietes.
Von Christian Russau
Die im Flusstal des Itajaí-Açu im Gebiet Ibirama LaKlãnõ lebenden indigenen Völker der Xokleng, Guarani und Kaingang sind seit dem 8. Oktober „obdachlos, ohne Strom, Trinkwasser und Grundversorgung“. Dies berichtet Climainfo. Ursache dafür ist, dass die Landesregierung von Santa Catarina mehrere Staudämme im Flusstal des Itajaí-Açu Anfang Oktober schloss (GegenStrömung berichtete), um die Auswirkungen von Überschwemmungen in Gemeinden wie Rio do Sul und Blumenau zu verringern, nachdem der Bundesstaat Anfang des Monats von schweren Regenfällen heimgesucht wurde. Brisanterweise stand sofort der Vorwurf im Raume, dass es dem Gouverneur vor allem um den Schutz der Stadt Blumenau ging, wo gerade kurz zuvor das jährlich stattfindende Oktoberfest der Stadt begonnen hatte, und dass eine Flutung indigener Gebiete weniger Widerstand und Protest und wirtschaftlichen Schaden hervorrufen würde.
Einer der geschlossenen Dämme befindet sich auf dem Gebiet der indigenen Bevölkerung von Ibirama LaKlãnõ. Die Schließung des Staudamms und die darauf folgende stetig steigende Flutung des indigenen Gebietes rief Proteste der indigenen Bevölkerung hervor, die seitens der Landesbehörden mit einem Polizeieinsatz beantwortet wurden, bei dem es zu drei verletzten Indigenen kam. Das geflutete indigene Gebiet betraf eine Gegend, in der etwa 4.700 Indigene in zehn Dörfern leben. Dutzende von Familien mussten in aller Eile ihre Häuser verlassen und sind nun noch immer in einem erdrutschgefährdeten Gebiet isoliert. Und die Regenfälle in der Region halten laut Presseberichten an, was das Unsicherheitsgefühl in den gefluteten indigenen Gemeinschaften weiter erhöht.
Aktuell sind dem Bericht von Climainfo zufolge die von den Fluten Vertriebenen in einer ungenutzten Lagerhalle untergebracht. Climainfo zufolge erklärten die indigenen Anführenden, dass die Auswirkungen geringer sein könnten, wenn die Verwaltung von Gouverneur Jorginho Mello einen Sicherheitsplan für Situationen wie diese verabschiedet hätte. Hinzu kommt der Eindruck, den diese Flutung ausgerechnet dieses Gebietes Ibirama LaKlãnõ hinterläßt: war dies doch das Gebiet, über dessen Besitz seit Jahren vor Gericht zwischen Staat und Inidgenen gestritten worden war, genau jenes Gebiet, um das es beim Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofes STF zur Stichtagsregelung Marco Temporal ging. Die Indigenen Xokleng gewannen dieses Gerichtsurteil in ihrem Sinne – und nun ist ihr Gebiet geflutet.