Foto oben: Staudamm Belo Monte (Foto: christian russau, 2016)
Eine neue Studie der Universität von São Paulo (USP) hat die sich infolge von Klimawandel und Klimakrise zuspitzende Situation der Wasserverfügbarkeit am Xingu-Fluss im amazonischen Bundesstaat Pará analysiert und kommt zu niederschmetternden Ergebnissen. Die Energieproduktion des Wasserkraftwerks Belo Monte, im Bundesstaat Pará gelegen, könnte aufgrund des Klimawandels bis zum Jahre 2050 auf nur noch 30 Prozent seiner eigentlichen Kapazität sinken. Diese Daten stammen aus der Studie „Variabilidade da vazão do Rio Xingu na região da UHE Belo Monte sob cenários de projeções multimodelo de mudança climática“ (übersetzt: Variabilität des Durchflusses des Xingu-Flusses in der Region des Wasserkraftwerks Belo Monte unter Multi-Modell-Klimawandel-Projektionen) der USP. Der Geologe Marcelo Camargo, der einen Master-Abschluss der USP besitzt und der der Autor der Studie ist, Daten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) über die weltweiten Niederschläge bis zum Jahr 2100 und überprüfte die Informationen für den Zeitraum zwischen 2020 und 2050 mit Hilfe von Computermodellen.
Legt man die Daten der Stromproduktion des 11-GW-Staudamms Belo Monte im Zeitraum seit dessen Inbetriebnahme 2016 bis heute an, so offenbare sich eine jährlich durchschnittliche Produktion von 4.571 MW oder 41 Prozent der installierten Kapazität, was auf die saisonalen Schwankungen des Xingu zurückzuführen ist. Der Fluss habe einen Durchfluss von 25.000 Kubikmetern pro Sekunde im Winter und 700 Kubikmetern pro Sekunde im Sommer, erklärte Camargo gegenüber Medien.
Im Jahr 2024 produzierte das Kraftwerk jedoch nach Angaben des Nationalen Stromnetzbetreibers ONS nur 2.581 MW, was 23 Prozent seiner installierten Leistung entspricht. Der Rückgang wurde durch die im vergangenen Jahr im Amazonasgebiet vorherrschende Dürre verursacht. Betrachtet man den Zeitraum von 2020 bis 2024, so hatte das Wasserkraftwerk eine durchschnittliche Produktivität von 40 Prozent seiner maximalen Kapazität von 11.233 MW erreicht. Das Jahr 2022 hingegen zeichnete sich wegen anhaltend starker Regenfälle aus, so dass das Wasserkraftwerk Belo Monte damals das höchste Ergebnis in der historischen Reihe seit Inbetriebnahme erzielte und 4.239,58 MW oder 93 Prozent des erwarteten Durchschnitts erzeugte, so der Medienbericht. Doch die Klimawandeldaten offenbaren laut dem Wissenschaftler Camargo für die Zukunft Übles: “ Results point out a decreasing trend in surface water availability, with a 20-30% lower discharge in 2050 when compared to historical data for four out of five models. These results have concerning implications not only on the economic sphere, impacted by Belo Monte’s future energy generation, which might decline in a similar proportion, but also over socio-environmental aspects, such as an increase in water conflicts and intensification of impacts over aquatic and floodplain ecosystems. In this context, this work also discusses possible socio-environmental consequences and scenarios regarding global changes in climate.“
Die nun prognostizierten Vorhersagen für den Staudamm Belo Monte decken sich mit den Prognosen, die kritische Wissenschaftler:innen bereits vor Baubeginn von Belo Monte getätigt hatten. Auch das lokale Widerstandsbündnis Movimento Xingu Vivo hatte 2022 anlässlich von zehn Jahren Belo Monte bereits gesagt: „Bereits zu Beginn des Genehmigungsverfahrens für das Projekt Belo Monte stand fest, dass das Wasserkraftwerk im Jahresdurchschnitt nur 39 % seiner installierten Leistung erbringen würde.“ Die neuesten Daten zeigen, dass die klimawandelgeschuldete Klimakrise diese Zahlen noch übertreffen wird.