Pressemitteilung: Proteste vor dem Hauptquartier der niederländischen Firma Bresser – Forderungen nach Ausstieg aus dem Projekt zur Umsetzung von Monumenten in Hasankeyf, Türkei
Am Mittwoch, 28. Juni 2017, haben mehrere duzende Aktivist*innen vor dem Hauptquartier der niederländischen Firma Bresser in s-Gravendeel, nahe Rotterdam protestiert. Sie repräsentieren Nichtregierungsorganisationen aus den Niederlanden, Deutschland, Irak, Iran, Großbritannien und der Türkei.
Bresser ist eine Firma, die sich auf die Umsetzung von Gebäuden und historischen Monumenten spezialisiert hat. Sie hat den Auftrag bekommen, historische Baudenkmäler in Hasankeyf, in der hauptsächlich von Kurden besiedelten Region in Ostanatolien, umzustellen. Diese Umsetzung von historischen Gebäuden ist Teil des umstrittenen Ilisu-Staudammprojektes. Das Bündnis verschiedener zivilgesellschaftlicher Gruppen verlangt von Bresser, die Umsetzung der kunsthistorisch bedeutsamen Denkmäler sofort zu stoppen.
Hasankeyf ist eine 12.000 Jahre alte Siedlung am Tigris und besitzt ein einzigartiges kulturelles und ökologisches Erbe. Die Stadt wird derzeit vom Ilissu-Staudamm bedroht. Wenn der Staudamm so wie geplant fertig gestellt wird, würde er ein soziales, kulturelles und ökologisches Desaster anrichten, das nicht nur die Türkei, sondern auch das Bassin des Tigris im Iran und Irak betreffen würde. Die lokale Bevölkerung sowie türkische und internationale Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen lehnen das Projekt vehement ab, da es zu schweren Menschenrechtsverstößen führen wird.
Um für den Staudamm Platz zu schaffen, werden einige kulturhistorisch bedeutsame Monumente umgesetzt, damit sie nicht von dem geplanten Stausee überflutet werden. Der Ort für die neue Siedlung wird „Neu-Hasankeyf“ genannt.
Bressers Teilnahme war essentiell bei der Umsetzung des 550 Jahre alten und einzigartigen Mausoleum von Zeynel Bey im Mai 2017. Nun plant die niederländische Firma zusammen mit der türkischen Firma Er-Bu, die Umsetzung von fünf weiteren Monumenten, darunter des mittleren Tors der Burg von Hasankeyf. Die Arbeiten sollen im Sommer 2017 beginnen. In einem späteren Schritt sollen drei weitere Monumente (darunter die berühmte El Rizk Moschee) umgesetzt werden. Die Umsetzung wäre ein unverzeihlicher Akt der Zerstörung des kulturellen Erbes der Bewohner*innen von Hasankeyf und ein Menschenrechtsvergehen gegen die lokale Bevölkerung.
Die protestierenden Organisationen kritisieren die Teilnahme der niederländischen Firma Bresser an diesem Projekt, das gegen verschiedene türkische Gesetze und internationale Abkommen verstößt. Zudem wurde der Auftrag nicht angemessen öffentlich ausgeschrieben sondern im geheimen vergeben. Mit der Teilnahme an dem Projekt verstößt Bresser gegen das Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes Europas des Europarats (CETS 121) und gegen die OECD Richtlinien für Multinationale Unternehmen. Das Übereinkommen zum Schutz des architektonischen Erbes Europas CETS 121 wurde sowohl von den Niederlanden als auch der Türkei unterzeichnet.
Bresser reagierte auf die Kritik des NRO-Bündnisses erst, nachdem die Kampagne Kontakt mit der niederländischen Regierung aufgenommen hatte. Es gab keine Anstrengungen von Seiten Bressers, Kontakt mit zivilgesellschaftlichen Gruppen aufzunehmen oder die lokale Bevölkerung, die von der Umsetzung betroffen ist, zu konsultieren. Bresser weist jede Verantwirtung zurück, obwohl klar ist, dass ohne die Technologie der niederländischen Firma die türkische Partnerfirma Er-Bu nicht in der Lage wäre, die Umsetzungen durchzuführen. Damit ist die niederländische Firma ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen. Verschiedene Organisationen bereiten deshalb eine offizielle Beschwerde gegen Bresser vor der OECD vor.
Noch ist es nicht zu spät für Bresser, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Wenn Bresser aber weiter mit dem Projekt fortführt, macht sich die Firma mitschuldig an der Zerstörung der ältesten Kulturdenkmäler Mesopotamiens und trägt zum Bau eines Staudamms bei, der nicht nur historische Baudenkmäler, sondern auch die lebenswichtige Biodiversität in der Region zerstören wird.
Initiative „Keep Hasankeyf Alive“
hasankeyfgirisimi@gmail.com
www.hasankeyfgirisimi.net