Zwischen Quebec und New York City soll eine Hochspannungs-Gleichstrom-(HVDC)-1.000-Megawatt-Leitung verlegt werden, die Strom aus Wasserkraftwerken im Osten Kanadas nach New York City liefern soll, um so die im US-Inlandsvergleich hohen Stromkosten der New Yorker:innen zu mildern und um auf „grünen“ Strom umzusteigen. Die Leitung wäre 336 Meilen lang. Doch gegen das Projekt, das von Transmission Developers Inc. (TDI), einem Portfoliounternehmen der Blackstone Group, entwickelt wird, gibt es Widerstand. Die Leitung soll zu einem großen Teil im Flussbett des Hudson Rivers verlegt werden, daher heisst die Hochspannungsleitung Champlain Hudson Power Express (CHPE), das den Großraum Montreal mit dem New Yorker Stadtteil Queens verbindet. Falls es abschließend genehmigt werden sollte, soll die Leitung voraussichtlich 2021 in Betrieb genommen werden. Die Baukosten für dieses Projekt werden für den im Bundesstaat New York gelegenen Abschnitt auf 2,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Abschnitt der Leitung in Québec würde von TransÉnergie, dem Übertragungsarm von Hydro-Québec, gebaut und betrieben.
2017 wurde beschlossen, dass das umstrittene Atomkraftwerk Indian Point bis 2021 abgeschaltet werden soll. Der Bundesstaat New York unter Gouverneur Cuomo erklärte, New York werde sich von fossilen Brennstoffen abwenden und versprach, sich auf saubere Energieprojekte zu konzentrieren, um den ständig wachsenden Strombedarf im Hudson Valley und in New York City zu decken. Die politische Entscheidung entfiel auf Strom aus Wasserkraftwerken im Osten Kanadas.
Doch Umweltschützer:innen protestieren und leisten seit Jahren über Umwelteingaben Einsprüche gegen das Projekt. Ein Teil der Insel Iona, auf der sich ein Vogelschutzgebiet befindet, soll gesprengt werden, um Platz für das CHPE-Projekt zu schaffen. Drei geplante CHPE-Kühlstationen sollen in einem Nationalpark in der Nähe von Haverstraw errichtet werden. Um CHPE ans Netz zu bringen, hat HydroQuébec bislang bereits Hunderte von Quadratmeilen unberührten borealen Waldes in Quebec gerodet und wird noch mehr roden, um ein Netz von Reservoirs, Übertragungsleitungen und Versorgungsstraßen zu schaffen. Um das Stromkabel von CHPE nach New York zu bringen, müsste HydroQuébec das fragile kritische Habitat des gefährdeten Atlantischen Störs im Hudson River direkt durchschneiden, kritisieren Umweltschützer:innen. Unlängst hat das Center for Biological Diversity die zuständigen Behörden darauf aufmerksam gemacht, dass das US-Energieministerium gegen den Endangered Species Act verstößt, weil es versäumt habe, die verheerenden Auswirkungen zu analysieren, die die Übertragungsleitung auf den geschützten Lebensraum des Störs haben würde.
Umweltschützer:innen verweisen auch darauf, dass das Energieministerium es auch versäumt habe, die Umweltauswirkungen der Dämme zu analysieren, die gebaut werden, um Strom für CHPE zu liefern. Dadurch würden tausende Hektar Lebensraum für Wölfe, Lachse, Elche, Karibus und Luchse in Gebieten überschwemmt, auf die indigene Gruppen wie die Innu von Labrador als lebenswichtige Nahrungsquelle angewiesen sind. Laut den Umweltschützer:innen würden die Staudammreservoirs auch Methylquecksilber, ein starkes Neurotoxin, in die Umwelt frei, was ein erhebliches Risiko für die Gesundheit von Menschen und Wildtieren darstellt.