Fast genau auf den Tag zwei Jahre nach der Ermordung der honduranischen Umweltschützerin Berta Cáceres wurde nun einer der mutmaßlichen Hintermänner des Auftragsmords in Haft genommen. Der nun in Untersuchungshaft sitzende David Castillo Mejía war zum Tatzeitpunkt Exekutivpräsident des Energieunternehmens Desarrollos Energéticos SA (DESA), das in Honduras das höchst umstrittene Wasserkraftwerk Agua Zarca bauen lässt. Cáceres war kurz vor Mitternacht am 2. März 2016 in ihrem Schlafzimmer erschossen worden. Zuvor hatte sie immer wieder auf die Morddrohungen gegen ihre Person sowie auf die Kriminalisierung und Repression gegen die indigene Bewegung der Staudammgegner*innen namens COPINH hingewiesen. Ein Jahr zuvor hatte Cáceres in den USA den Goldman-Preis, einen renommierten Preis für Umweltschützer*innen, für ihre Kampagne gegen den Agua-Zarca-Damm erhalten. Der Damm soll an dem von den indigenen Lenca als heilig betrachteten Gualcarque-Fluss gebaut werden. Mit Castillo Mejía ist nun die neunte Person im Zusammenhang mit dem Mord verhaftet worden, allein vier von diesen haben Verbindungen zum honduranischen Militär.
Diese Verhaftung ist ein Paukenschlag und zugleich ein Schlag ins Gesicht der deutschen Firma VoithHydro sowie der niederländischen Entwicklungsbank FMO und der finnischen Finnfund. Denn FMO und Finnfund standen schon lange vor dem Mord bei europäischen Menschenrechtsaktivist*innen wegen der Bankenfinanzierung für Agua Zarca in der Kritik. Und VoithHydro, an dem die Firma Voith 65 Prozent und Siemens 35 Prozent hält, wurde von COPINH sowie dem deutsch-österreichischen Zusammenschluss der Honduras-Delegation bereits seit 2014 für die Turbinenlieferung an DESA kritisiert. Die Aktivist*innen hatten auch Siemens als großen Anteilseigner des Turbinenlieferanten VoithHydro seit Januar 2014 auf den Jahreshauptversammlungen des Münchener Unternehmens auf die kriminelle Energie der DESA hingewiesen. Doch Siemens-Chef Joe Kaeser verwies damals und auch in den kommenden Jahren wieder auf die für Siemens „prioritäre Vertragstreue“, und dass Siemens auf die Rechtsstaatlichkeit in Honduras vertraue. Nach dem Mord an Cáceres suspendierte Voith Hydro im Frühjahr 2016 die Turbinenlieferung temporär, brauchte aber noch bis zum Sommer 2017, als die Banken aus dem Projekt ausgestiegen waren, um sich selbst ganz aus dem Projekt zurückzuziehen.