Zürich, Berlin, Wien 14.3.2012 Anlässlich des heutigen internationalen Aktionstags für Flüsse startet ein internationales Umwelt- und Menschenrechtsbündnis eine Petition an die UNESCO, zum Schutz möglicher Welterbestätten aktiv zu werden, die durch den Bau des Ilisu-Staudamms in der Türkei bedroht sind. Erstmalig setzen sich dabei Initiativen aus den Anrainerstaaten Türkei, Irak und Iran gemeinsam für den Erhalt ihres natürlichen und kulturellen Erbes ein.
Das grenzübergreifende NGO-Bündnis wendet sich gegen die Zerstörung der 10.000 Jahre alten Stadt Hasankeyf, die im Reservoir des Ilisu-Staudamms untergehen würde, und die massiven Folgen für die Mesopotamischen Sümpfe und seine Bewohner an der Mündung des Tigris. Die Allianz wird dabei von zahlreichen Organisationen aus der ganzen Welt unterstützt, darunter der Erklärung von Bern, GegenStrömung aus Deutschland und ECA Watch Österreich. Hasankeyf und das Tigristal sind eine einmalige Kulturlandschaft und die Lebensgrundlage für zigtausende Menschen. Obwohl die Stadt unter Denkmalschutz steht, plant die türkische Regierung ihre Überflutung.
Die Mesopotamischen Sümpfe wurden 2003 von der irakischen Regierung in die Liste möglicher Welterbestätten aufgenommen. Die eigentliche Beantragung des Status als offizielle UNESCO-Stätte steht aber noch aus. Ulrich Eichelmann von ECA Watch Österreich hat die Gegend vor kurzem besucht und für ihn ist klar: „Die Folgen des Ilisu-Staudamms für diese Sümpfe wären verheerend. Wird der Ilisu-Staudamm tatsächlich gebaut, würde der Garten Eden vertrocknen und Hunderttausende Iraker in Mitleidenschaft gezogen.“
„Staudämme verletzen Menschenrechte, zerstören die Umwelt und Kulturgüter und in vielen Fällen sind sie nicht einmal klimafreundlich“, sagt Heike Drillisch von GegenStrömung. Diese Kritikpunkte stehen auch im Zentrum des Gegengipfels zum gegenwärtig in Marseille stattfindenden Weltwasserforum, wo Regierungen, internationale Institutionen und Wirtschaftsvertreter über Wasserfragen diskutieren. An diesem alternativen Wasserforum demonstrieren zivilgesellschaftliche Organisationen gegen die Privatisierung der Wasserversorgung und die schädlichen Auswirkungen von Staudammbauten. Auch die Petition an die UNESCO wird dort vorgestellt.
Die Petition findet sich unter http://www.change.org/petitions/unesco-world-heritage-committee-save-world-heritage-on-the-tigris-river-in-mesopotamia
Weitere Informationen bei:
Heike Drillisch, GegenStrömung und Erklärung von Bern: +49 177 345 26 11, heike.drillisch@gegenstroemung.org
Ulrich Eichelmann, ECA-Watch: Tel. +43 676 662 15 12, ulrich.eichelmann@eca-watch.at
Hintergrund:
Initianten der Petition sind die türkische Initiative to Keep Hasankeyf Alive, die Iraq Civil Society Solidarity, die irakisch-kurdische Civil Development Organisation und das iranische Centre for Sustainable Development. Die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zogen 2009 Exportkreditversicherungen (Hermesbürgschaften) für das Ilisu-Projekt zurück. Der österreichische Anlagenbauer Andritz sowie die Schweizer Beratungsbüros Colenco, Stucky und Maggia verblieben jedoch in dem Projekt und ermöglichten dadurch der türkischen Regierung den Weiterbau.
Zum Download stehen der englische Petitionstext, ein englischer Hintergrundtext sowie die Unterschriftenliste zum Ausdrucken bereit.