In Süßwasserökosystemen, also in Flüssen und Seen, leben etwa 10 Prozent der weltweit existierenden Tier- und Pflanzenarten – obwohl sie nur ein Prozent der Erdoberfläche ausmachen. Doch ein Drittel dieser Arten ist vom Aussterben bedroht. Wasserkraftwerke und andere Stauanlagen an Flüssen sind einer der Gründe für das große Sterben. Viele Arten, ob Fische oder Kleinstlebewesen, können sie nicht überwinden. Auch gut gemeinte Maßnahmen wie Fischtreppen können dies nur unzureichend ausgleichen. Tiere sterben in den Turbinen oder gelangen nicht mehr zu ihren Laichplätzen. Seit 1970 ist die Anzahl der Süßwasserwirbeltiere bereits um 84 Prozent zurückgegangen.
Flüsse haben zudem auch wichtige Funktionen für Landökosysteme, denn sie transportieren zahlreiche Sedimente. Auch diese werden hinter Staumauern aufgehalten. Dadurch verstärkt sich die Erosion des Flussbetts teils auch von Küstenregionen an den Flussmündungen. Zudem werden durch die Überflutung von Land zur Schaffung von Stauseen Lebensräume zerstört.
Auch Feuchtgebiete wie Auen oder Moore, die sich aus Flüssen speisen, sind durch Unterbrechungen des natürlichen Flusslaufs gefährdet. Dabei sind Feuchtgebiete nicht nur ein einzigartiger Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein wichtiger Kohlenstoffspeicher.
Die Gefahren für Menschen durch die Klimakrise sind inzwischen einer Mehrheit bewusst. Doch Wissenschaftler*innen warnen schon seit Jahren, dass auch das massive Artensterben und Zusammenbrechen von Ökosystemen katastrophale Auswirkungen haben wird. Ein Ersetzen fossiler Energien mit Alternativen, die ihrerseit Ökosysteme gefährden, ist daher eine Scheinlösung.
Beiträge zu diesem Thema
Brasilien: Klage gegen IBAMA wegen Wasserkraftwerk Castanheira
Die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft MPF und das Büro der Pflichtverteidiger:in der Union DPU teilten laut einem Medienbericht bei Foco Cidade mit, dass sie „eine öffentliche Zivilklage gegen das Brasilianische Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen (IBAMA), gegen den Bundesstaat Mato Grosso und gegen die [staatliche] Energieforschungsgesellschaft EPE eingereicht haben, um das Genehmigungsverfahren für das Wasserkraftwerk Castanheira…
Warum Entwicklungsbanken den Rogun-Megastaudamm in Tadschikistan nicht finanzieren sollten, wenn ihnen Menschen und Umwelt wirklich am Herzen liegen
In Tadschikistan hat die Regierung große Träume. Um einen der höchsten Staudämme der Welt zu bauen, bringt Tadschikistan alte Feinde zusammen und erhält Unterstützung von namhaften Geldgebern. Doch für Zehntausende von Menschen ist dies alles andere als ein Traum: Der Rogun-Staudamm – mit seinen katastrophalen ökologischen und sozialen Risiken – wird sich vielmehr in ihren…
Staudamm Belo Monte: Umweltbehörde will Wasserdurchfluss zugunsten der Volta Grande reduzieren, Energieminister stellt sich quer
Foto: Staudamm Belo Monte. Foto: christian russau (2016) Kritiker*innen hatten vor dem Bau des Megastaudamms Belo Monte am Xingu-Fluss in Amazonien immer vor der Vielzahl an sozialen und Umweltfolgen des Dammbaus gewarnt, vor allem für die Anwohner*innen der Region der Volta Grande do Xingu (der Großen Flussschleife, die auf 100 Kilometern Länge von bis zu…
Online Veranstaltung: Wem gehören die Flüsse? Wasser in Amazonien zwischen Lebensgrundlage und Rohstoff
(castellano debajo) Wem gehören die Flüsse? Wasser in Amazonien zwischen Lebensgrundlage und Rohstoff Donnerstag, 29.02. 19 Uhr via Zoom: https://us06web.zoom.us/j/88617118780 Deutsch und Spanisch (mit Simultanübersetzung) Panel: – Cristian Aguinda, Kichwa-Anführer, Santa Clara, Ecuador – Alice Martins Morais, Umweltjournalistin, Belém (PA), Brasilien – Christian Russau, FDCL e.V., Kritische Aktionäre, Berlin, Deutschland Wasser ist in Amazonien allgegenwärtig.…
Neue Publikation: Wasserkraft und Wasserstoff
Ob grün, blau, grau oder weitere bunte Farben – wohl kaum eine Diskussion über die Zukunft der Industrie, des Heizens und der Mobilität in Deutschland kommt aktuell ohne das Stichwort Wasserstoff aus. Auch an der Wasserkraftindustrie geht diese Debatte nicht vorüber. Unser neues Factsheet beschäftigt sich damit, wie der Trend zu Wasserstoff von der Wasserkraftindustrie…
Brasilianische Zivilgesellschaft, Expert:innen und Umweltschützer:innen fordern Stopp neuer Wasserkraftwerke im brasilianischen Amazonasgebiet
Von Christian Russau Mehr als 270 Organisationen, Expert:innen und Umweltschützer:innen haben ein Dokument (die Erklärung gibt es auch hier bei International Rivers auf Englisch) unterzeichnet, das einen Stopp neuer Wasserkraftwerke im Amazonasgebiet fordert: „Das Beharren auf der Rolle von Wasserkraftwerken als Quelle nachhaltiger und sauberer Energie bedeutet, das historische Erbe der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen…
Geplantes Wasserkraftwerk Castanheira am Rio Arinos im Wassereinzugsgebiet des Rio Juruena bedroht Ernährungssouveränität Indigener
97 Wanderfischarten durch Stauwerk bedroht. Von Christian Russau Im Wassereinzugsgebiet des Juruena-Flusses im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso droht eine weitere Umweltkatastrophe, die schwerwiegende Beeinträchtigungen für die Ernährungssouveränität der dort lebenden Indigenen bedeuten würde. Die Planung des im Rahmen eines Bundesprogramms gestützten Wasserkraftwerks Castanheira am Fluss Arinos in der Region Juara, rund 690 km von Cuiabá…
Indigene wollen Sankt-Lorenz-Strom mit eigener Rechtsform
Indigene Kanadas fordern für den Sankt-Lorenz-Strom Sonderstatus als juristische Person mit eigenen Rechten Der Sankt-Lorenz-Strom könnte bald einen Sonderstatus als „Person“ mit zusätzlichen Rechten und Schutzmaßnahmen erhalten, nachdem die Versammlung der First Nations Quebec-Labrador (AFNQL) kürzlich eine Resolution verabschiedet hat. Dies berichten kanadische Medien übereinstimmend. Die indigenen Vertreter:innen der Versammlung der First Nations Quebec-Labrador (AFNQL)…
Itaipu-Staudamm bedient nach vierzig Jahren letzten Schuldkredit für Bau des Mega-Staudamms, historische Schuld gegenüber den vertriebenen Indigenen bleibt ungesühnt
Von Christian Russau In den 1970er Jahren beschlossen die damaligen von Militärdiktaturen beherrschten Staaten Brasilien und Paraguay den Bau eines gigantischen Staudamms am Grenzfluss zwischen beiden Staaten, dem Rio Paraná, in der Nähe zur Grenze auch mit Argentinien: Itaipu. Bis zur Eröffnung des Drei-Schluchten-Staudamms war das Itaipu-Wasserkraftwerk das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt. Im Jahr 1973…
Drei neue Studien weisen auf die Biodiversitätsverluste durch Staudämme und Staureservoirs in Amazonien hin
Im Dezember vergangenen Jahres sind unabhängig voneinander drei neue Studien zu den Folgen von Staudämme und Staureservoirs in Brasiliens Amazonien erschienen, die auf die Biodiversitätsverluste durch Staudämme hinweisen. Von Christian Russau Eine in der Zeitschrift Conservation Science and Practice veröffentlichte Studie warnt davor, dass auf temporäre Migrationen angewiesene Tierarten gegenwärtig durch fast 900 Wasserkraftwerke im…
Über 200 Staudämme in Europa abgebaut
239 Staudäme in europäischen Flüssen in 17 verschiednen Ländern wurden im letzten Jahr abgebaut – eine Rekordzahl für ein Jahr. Dam Removal Europe – eine Koalition verschiedener Naturschutzorganisationen – begrüßte diese Entwicklung als enorm bedeutsam für den Schutz der bedrohten Biodiversität, wie der paneuropäische Sender euronews berichtet. Doch es bestehen weiterhing 150,000 Dämme und Wehre…
Offener Brief: 29 Bundestagsabgeordnete gegen PL 191 zur Freigabe von Bergbau und Wasserkrafterzeugung in indigenen Territorien
Foto: Staureservoir von Belo Monte. Foto:christian russau 29 Bundestagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen, SPD, FDP und die Linke schicken zwei Offene Briefe an die Präsidenten des brasilianischen Abgeordnetenhauses und des Senats sowie an die Vorsitzenden und Vizevorsitzenden verschiedener Ausschüsse im brasilianischen Nationalkongress, in denen sie ihre Besorgnisse zum Ausdruck bringen über die drohende Verabschiedungen der Gesetzesinitiativen…
Staudamm zur Stromversorgung der Aluminiumschmelze von Rio Tinto Alcan in British Columbia verletzt indigene Fischrechte
[Symbolbild frei fliessende Flüsse. Foto: Verena Glass] Das Bundesgericht von British Columbia entschied Anfang Januar dieses Jahres, dass der Anfang der 1950er Jahre errichtete Kenney-Staudamm am Nechako River die traditionellen Fischrechte der indigenen Bevölkerung verletzt. Der Bundesrichter Nigel Kent urteilte, dass die angestammten, traditionellen Rechte der indigenen Saik’uz and Stellat’en auf ihren Fischfang – vornehmlich…
ONLINEVERANSTALTUNG: Die gefährdeten Quellflüsse des Amazonas – Wasserkraft auf der COP26
Große Wasserkraftwerke gehören zu den größten Bedrohungen des Amazonas-Regenwaldes und der lokalen Bevölkerung – nicht nur überfluten sie große Gebiete und zerstören aquatische Ökosysteme, sondern sie bieten auch Infrastruktur für andere schädliche Wirtschaftsaktivitäten, insbesondere Bergbau. Zudem erhöhen sie massiv die Anfälligkeit für die Folgen des Klimawandels: Dürren führen dazu, dass Wasserkraftwerke in Amazonien weit weniger…
Wasserkraft: Falsche Lösung für die Klimakrise
Obwohl Wasserkraft neben Wind- und Solarenergie als wichtige und nachhaltige Stromquelle angesehen wird, mehren sich Berichte über Produktionseinschränkungen von Wasserkraftwerken als Folge von Dürren. Es stellt sich deshalb die Frage, wie zuverlässig Wasserkraft angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist. Selbst die Behauptung der Wasserkraftindustrie, dass Staudämme „saubere“ Energie erzeugen, trifft nur sehr eingeschränkt zu, denn viele…
Rivers for Climate Bündnis in der indischen Presse
In der von GegenStrömung mitgestalteten Erklärung „Rivers for Climate’’ haben Rund 300 Organisationen aus 69 Ländern politische Entscheidungsträger aufgefordert, keine Klimafinanzierung mehr für Wasserkraft zu nutzen. Die indische englischsprachige Zeitung Business Standard hat diese Deklaration aufgegriffen und zitiert Himanshu Thakkar vom „South Asia Network on Dams, Rivers and People’’: „Sustainable hydropower as a solution to…
Neue Klage gegen Staudammfirma Belo Monte wegen durch Turbinen zerhackte Fische
Bundesstaatsanwaltschaft wirft Norte Energia vorsätzlich fahrlässige Tötung von insgesamt rund 30 Tonnen Fisches im Zeitraum 2015 bis 2019 vor. Von Christian Russau Die Bundesstaatsanwalt hat die Staudammbetreiberin des Wasserkraftwerks Belo Monte, Norte Energia, wegen vorsätzlich fahrlässiger Tötung von insgesamt rund 30 Tonnen Fisches im Zeitraum 2015 bis 2019 angeklagt und fordert vor Gericht eine Strafzahlung…
Massiv gefährdete Lachspopulation: Streit um Rückbau der Staudämme am Snake River geht weiter
Rückbau der vier Staudämme am Snake River schien beschlossen, selbst ein einflussreicher republikanischer Bundes-Abgeordneter aus Idaho hatte Anfang des Jahres einen 33,5 Milliarden US-Dollar schweren Dammrückbauplan vorgestellt, die vom Lachsrückgang im Snake River betroffenen Indigenen und die Umweltschützer:innen waren zufrieden, doch nun schießen demokratische Politiker:innen – ein Gouverneur und Senator:innen – quer. Indigene Gruppen protestieren.
Bundesstaatsanwaltschaft verklagt FUNAI wegen Bedrohung Indigener durch Staudamm in Rondônia
Klage gegen FUNAI wegen Nicht-Beachtung indigener Territorien bei Umweltfolgenstudie für geplantes Wasserkraftwerk Tabajara in Rondônia. Auch in freiwilliger isolation lebende Indigenen gefährdet.
Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserkraft: Fallbeispiel Südindien
Nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels wie vermehrt auftretende Überflutungen, Starkregenvorfälle oder anhaltendere Dürreperioden setzen Wasserkraftanlagen unter Druck, sondern längst bekannte Phänomene wie die Sedimentation vor den Dämmen, die von den Planer:innen, Baufirmen und Betreiber:innen zu wenig beachtet wurden. Diese führen im Laufe der Jahre zu einer stark abnehmender Füllkapazität der Reservoirs und somit zu…
Knappes Wasser im Himalaya: Risiken der Wasserkraft
Wasserkraft ist von der Verfügbarkeit von Wasser abhängig, die aufgrund des Klimawandels zunehmend unsicherer wird. Die Klimarisiken betreffen sowohl die dort lebenden Menschen, die Umwelt, und dadurch indirekt auch die Volkswirtschaften der betroffenen Länder. Diese Risiken werden jedoch von Entwicklern und staatlichen Aufsichtsbehörden oft außer Acht gelassen, um kurzfristige Gewinne zu erzielen. Welche zahlreichen Auswirkungen…
Bayerische Staatsregierung hält Wasserkraft für klimaneutrale Lösung
Die Bayerische Staatsregierung hält an Wasserkraft als eine klimaneutrale Lösung für die bundesweite Stromgewinnung fest, berichtet die taz. 226 Wasserkraftwerke gibt es im Bundesland, die insgesamt 12,5 Terawattstunden Energie produzieren. Darüber hinaus gibt es rund 4.000 kleinere Anlagen, die jedoch mit 1,5 Prozent nur einen geringen Anteil an der bayerischen Stromerzeugung leisten. Ohne ausreichend viel…
Einigung über größten Staudamm-Rückbau in den USA erzielt
Nach jahrelangem Kampf um den Rückbau von vier Staudämmen am Klamath River in Oregon und Kalifornien wurde nun eine Einigung erzielt. Dem neuen Plan zufolge teilen sich die Bundesstaaten Oregon und Kalifornien sowie das Versorgungsunternehmen PacifiCorp, das die Wasserkraftdämme betreibt und sich im Besitz der Firma Berkshire Hathaway des Milliardärs Warren Buffett befindet, die neuesten…