Die meisten Neubauten großer Wasserkraftwerke liegen in sogenannten Entwicklungsländern im globalen Süden. In vielen dieser Länder besteht tatsächlich ein dringendes Energiedefizit. Etwa 1,2 Milliarden Menschen leben derzeit ohne Zugang zu Elektrizität. Viele Regierungen versprechen mit dem Bau großer Wasserkraftwerke nicht nur Strom für Privathaushalte, sondern auch die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum und damit die Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Bürger*innen. Zudem spielt oft die Hoffnung auf Staatseinnahmen durch Stromexporte eine Rolle.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Neben den unmittelbaren Auswirkungen auf Klima, Umwelt und die Menschenrechte der lokalen Bevölkerung hat der Bau von Wasserkraft oft noch weitere negative Folgen. Zum Beispiel wird das Versprechen eines verbesserten Zugangs für Energie für private Haushalte oft nicht eingehalten. Nahe gelegene Dörfer werden oft nicht einmal ans Stromnetz angeschlossen. Stattdessen fließt die Energie teils in städtische Ballungszentren, zu großen Teilen aber auch in nicht nachhaltige Industrien wie Agrobusiness oder Bergbau. Da Staudämme meist an Orten gebaut werden, an denen besonders marginalisierte Bevölkerungsgruppen leben, kann sich Ungleichheit durch diese Projekte verstärken. Potenziell lukrative Großprojekte können zudem ein Anlass für Korruption sein. Zudem nehmen Regierungen für den Bau großer Wasserkraftprojekte oft Schulden auf. Wenn die Einnahmen aus dem Projekt wegen falscher Schätzungen im Vorfeld oder zum Beispiel wegen zunehmender Dürren unter den Erwartungen bleiben, führt dies zu Schwierigkeiten, diese Schulden zurückzuzahlen. Gerade in Ländern des Globalen Südens, in denen Zinszahlungen sowieso schon oft einen hohen Teil des Staatshaushalts ausmachen, kann dies ein großes Problem sein.
Zudem können Wasserkraftwerke Spannungen mit flussabwärts gelegenen Staaten herbeiführen, die die sinkende Wasserqualität und -menge zu spüren bekommen.
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