Demonstration gegen Staudämme in Ankara
Am 6. Juni 2009 haben in Ankara alle staudammkritischen Bewegungen aus der Türkei gegen die herrschende Staudammpolitik mit einer Demonstration protestiert.
Zum ersten Mal in der Geschichte fanden sich die Bewegungen aus der Tigris Region (Initiative zu Rettung von Hasankeyf), Dersim (Munzurrat), Izmir (Allianoi Initiative), dem östlichen Schwarzmeerregion (Yusufeli Kulturverein, Plattform der Geschwisterlichkeit der Bäche) in einer Aktivität zusammen. Seit Jahren finden Auseinandersetzungen um geplante und gebaute Staudämme in diesen vier Regionen statt. Nun haben sie sich solidarisiert, um gegen Staudämme, die hunderttausende Menschen in die Armut vertreiben, wertvollstes Kulturgut (wie Hasankeyf, Allianoi, Samsat, Zeugma) in den Tälern zerstören, wertvollste Ökosysteme (darunter auch der Nationalpark Munzur) überfluten und den Regionen keine Entwicklung bringen.
Die Demonstration wurde von vielen Dutzenden Organisationen wie Gewerkschaften, Umweltorganisationen, Kulturvereinen, Berufsorganisationen, anderen sozialen Bewegungen und politischen Parteien unterstützt. In Redebeiträgen forderten die Organisatoren den Stopp der zerstörerischen Staudammprojekte und eine neue Wasserpolitik, welche nicht das ökologische und kulturelle Erbe zerstört, keine Menschen massenweise vertreibt und vielmehr den Menschen in den betroffenen Regionen nützt. Dabei wird ein Mitspracherecht gefordert. Auch direkt betroffene Menschen haben über ihr von Staudämmen bedrohtes Leben Reden gehalten.
Zur Demonstration kamen hunderte Menschen aus den betroffenen Landesteilen (allein 100 aus der Tigrisregion) und aus Ankara, die sich mit den Menschen solidarisierten. In einem bunten Zug marschierten die Menschen mehr als zwei Kilometer bis zum Ort der Abschlusskundgebung. Dabei wurde zu kurdischer und lazischer Musik getanzt.
Zur gleichen Zeit fanden in der östlichen Schwarzmeerregion kleine Protestaktionen verschiedener kleiner Initiativen statt. Diese Demonstrationen fanden genau einen Monat vor der Entscheidung der deutschen, schweizerischen und österreichischen Regierungen statt, ob sie weiterhin im Ilisuprojekt mit Kreditversicherungen bleiben wollen oder nicht. Davon hängt auch die Beteiligung der europäischen Unternehmen ab. Ein Ausstieg der Europäer würde den Stopp des Ilisustaudammprojektes bedeuten, was für die Bewegungen in der Türkei ein großer Gewinn wäre. Fast alle Staudamm- und Wasserkraftprojekte werden von europäischen (insbesondere deutschen, schweizerischen und österreichischen) Unternehmen mitgebaut; so auch der Yusufeli-Staudamm in Artvin.
Ercan Ayboga
Initiative zur Rettung von Hasankeyf
www.hasankeyfgirisimi.com
hasankeyfgirisimi@gmail.com
munzurkurulu.com
www.allianoi.org