Dreiparteiengespräche zwischen Äthiopien, Ägypten und Sudan über den 6-GW-Grand Ethiopian Renaissance-Staudamm erneut ergebnislos abgebrochen
Es war mittlerweile die 18. Gesprächsrunde der drei Anrainerstaaten des Blauen Nils, Äthiopien, Sudan und Ägypten, die sich den allfälligen Fragen widmen sollte, in welchem Maße der in Kürze fertiggestellte 6-Gigawatt-Damm am blauen Nil geflutet werden soll. Im März 2015 hatten sich der ägyptische Präsident Abdel Fattah El-Sisi, der sudaneische Präsident Omar Al-Bashir und der äthiopische Premierminister Hailemariam Desalegn auf das konkrete Vorgehen der Dreiparteiengespräche geeinigt: Demnach sollte es zu einer Einigung über den Zeitrahmen der Flutungsphase kommen und somit über die Menge des jeweils je Monat seitens Äthiopiens im Reservoir des Grand Ethiopian Renaissance-Staudamm zurückzuhaltenden Wassers ein Kompromiss gefunden werden.
Dem war am letzten Freitag, bei der 18. Sitzungsrunde, wiederum nicht so. Laut dem sudanesischen Aussenminister Ibrahim Ghandour ergaben die 17-stündigen Gespräche keine Fortschritte in den umstrittenen Fragen. Details wollten weder er noch seine Amtskollegen aus Äthiopien und Ägypten gegenüber der Presse äußern. Es seien „technische Probleme, die noch zu klären seien“, ließen die Minister gegenüber den Medien verlauten. „Wir haben den ganzen Tag miteinander geredet, wie uns unsere Staatsführer unserer drei Länder aufgetragen hatten, aber wir kamen zu keinem Ergebnis. Ich kann nicht genau spezifizieren, was diese Uneinigkeiten waren, aber es waren jedenfalls technische Aspekte“, so Ghandour gegenüber Reportern. Das letzte Treffen davor, das im November 2017 stattfand, war ebenfalls ergebnislos abgebrochen worden. Wann nun eine neue Gesprächsrunde stattfinden werde, wurde nicht bekannt gegeben.
Der Grand Ethiopian Renaissance-Stausee, der Schätzungen zufolge bis zu fünf Milliarden US-Dollar kosten soll, wird mit 1.630 Quadratkilometern der größte des afrikanischen Kontinents werden. Sein Fassungsvermögen soll bei Vollstauung 63 Milliarden Kubikmeter Stauvermögen umfassen. Die Anrainerstaaten des Nils allerdings fürchten um ihre Wasserversorgung. Denn der blaue Nil ist die lebenswichtige Wasserader sowohl von Äthiopien als auch von Sudan und als Nil von ganz Ägypten. Ägypten zeigt sich extrem besorgt um die Wasserzufuhr des Nils, wenn Äthiopien anfängt, den Grand Ethiopian Renaissance Damm am Blauen Nil zu stauen. Denn die jährliche Wassermenge des Nils insgesamt oszilliert zwischen 55 und 88 Mrd. Kubikmetern. Wird Äthiopien das Reservoir schnell oder langsam füllen, welche Auswirkungen wird das für die Wasserversorgung in Ägypten haben, fragen sich die Ägypter seit Monaten. Eine Studie der Universität von Kairo sieht bei einer Fülldauer von drei Jahren einen Verlust von landwirtschaftlicher Fläche in Ägypten in Höhe von schockierenden 51 Prozent, eine sechsjährige Fülldauer würde auch noch erschreckende 17 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Ägyptens in Mitleidenschaft ziehen.
Der Konflikt um Afrikas größtes Wasserkraftwerk wird sich zuspitzen – und wird definitiv auch eine politisch motivierte, geopolitische Machtkomponente haben.