Pressemitteilung: Aufforderung an Voith/Siemens, sich aus Honduras zurückzuziehen
Gemeinsame Pressemitteilung:
Mord an der Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres
Nichtregierungsorganisationen fordern Siemens und Voith auf, sich aus Staudammprojekt in Honduras zurückzuziehen
(Berlin, 18.3.2016) Ein Bündnis internationaler Nichtregierungsorganisationen fordert in einem offenen Brief an die Vorstände der Voith GmbH und der Siemens AG, sich angesichts einer Mordserie gegen Menschenrechts- und Umweltaktivist*innen in Honduras aus dem Staudammprojekt „Agua Zarca“ zurückzuziehen. Das Joint Venture der beiden Unternehmen, Voith Hydro, ist mit Verträgen über Turbinenlieferungen an dem Vorhaben beteiligt. Die europäischen Finanziers des Projektes, die Entwicklungsbanken FMO aus den Niederlanden und FinnFund aus Finnland, kündigten angesichts der Gewaltwelle am 16. März 2016 an, sämtliche Geschäfte in Honduras vorläufig zu stoppen und alle laufenden Zahlungen zu suspendieren.
„Ein Rückzug Voith Hydros aus dem Projekt Agua Zarca wäre ein deutliches Signal, dass die Firmen internationale Konventionen zum Schutz von Menschen und Umwelt endlich ernst nehmen. Mit einem Verbleib im Projekt und der Auslieferung der Turbinen würden Sie dagegen der Welt zeigen, dass Ihnen Profite wichtiger sind als Menschenleben“, schreiben die Nichtregierungsorganisationen in ihrem offenen Brief. Er beinhaltet auch die Forderung nach Überprüfung aller Projekte von Voith Hydro auf die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards.
Nichtregierungsorganisationen haben die Verantwortlichen des Joint Ventures Voith Hydro seit 2013 immer wieder auf die Menschenrechtslage im Kontext von „Agua Zarca“ aufmerksam gemacht, wie es in dem Brief heißt. Voith Hydro beharrte jedoch weiter auf dem Projekt und Siemens lehnte jegliche Mitverantwortung ab.
Die international renommierte Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 von Unbekannten in ihrem Haus in La Esperanza, Honduras ermordet. Als Koordinatorin des „Indigenen und Volksrats von Honduras“ (COPINH) war sie eine der exponiertesten Personen in der Protestbewegung gegen das geplante Wasserkraftwerk „Agua Zarca“ in Honduras. Am 15. März 2016 wurde ein weiteres Mitglied von COPINH, Nelson Garcia, ermordet. Die Attentate bilden den vorläufigen Höhepunkt einer sich immer weiter zuspitzenden Eskalation von Gewalt zur Durchsetzung des Kraftwerks „Agua Zarca“ und circa vierzig weiterer Folgeprojekte in in ganz Honduras.
Seit das Projekt „Agua Zarca“ 2011 bekannt wurde gab es friedliche Proteste der indigenen Lenca-Bevölkerung gegen das Kraftwerk, die immer wieder Ziel von gewalttätigen Repressionen durch staatliche Institutionen und private Sicherheitsfirmen waren. Im Jahr 2013 erschoss ein honduranischer Unteroffizier vom Werksgelände der Betreibergesellschaft DESA aus den COPINH-Aktivisten Tomás Garcia. Berta Cáceres und weitere Mitglieder ihrer Organisation erhielten regelmäßig Morddrohungen und wurden dabei aufgefordert, ihre Proteste gegen „Agua Zarca“ einzustellen. Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes, Ulrike Lunacek, sprach deshalb am 8. März 2016 in einem offenen Brief an den honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández von einem „angekündigten Tod“ von Berta Cáceres.
Kontakt:
Andrea Lammers // Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. // tel.: +49-(0)- 448 594 5 // elsal@oeku-buero.de
Thilo F. Papacek // GegenStrömung // tel.: +49-(0)30- 698 190 79 // thilo.papacek@gegenstroemung.org
Download des Briefes: Offener Brief an Voith GmbH und Siemens AG
Der Brief wird unterstützt von:
Abibimman Foundation Ghana
Brasilieninitiative Freiburg e.V.
Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
CADEHO – Menschenrechtskette für Honduras
Coalition against Land Grabbing – Philippines
Dachverband Kritische Aktionäre
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika
FEMNET e.V.
GegenStrömung
Gesellschaft für bedrohte Völker e.V.
HondurasDelegation Deutschland-Österreich
Honduras Forum Schweiz
International Rivers
Infoe e.V.
Menschenrechtskette Honduras – CADEHO, Berlin
Nord Süd Forum München e.V.
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit, München
Paulo Freire Gesellschaft e.V.
POEMA e.V. Stuttgart – Armut und Umwelt in Amazonien
Rettet den Regenwald e.V.
Urgewald e.V.
XminY het actiefonds