Weitere Verzögerungen beim umstrittenen Inga-Wasserkraftprojekt in der DR Kongo
Die Behörden der Demokratischen Republik Kongo teilten laut Presseberichten am Montag mit, dass das umstrittene Wasserkraftwerk Inga 3 statt wie geplant 2020/2021 erst ab 2024/2025 den ersten Strom produzieren werde. Das mit geschätzten 14 Milliarden US-Dollar sehr teure Staudammprojekt in der Nähe der Inga-Wasserfälle, an denen der Fluss Kongo 100 Meter in die Tiefe stürzt und wegen dieses Gefälles die Stromproduktion für Regierung und Firmen äußerst attraktiv erscheinen lässt, wäre mit den geplanten 4.800 Megawatt das größte Wasserkraftwerk in der gesamten Sub-Sahara-Region. Würde die geplante Staustufe von Inga 3 (4.800 MW Nominalleistung) mit denen der beiden weiteren, bereits bestehenden Staustufen Inga 1 (351 MW Nominalleistung) und Inga 2 (1424 MW Nominalleistung) zusammengerechnet, wären die kumulativen 6.575 MW größer als der derzeit im fortgeschrittenen Bau befindliche Staudamm der Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre in Äthiopien, die demnächst den Titel des größten Staudamms Afrikas für sich beanspruchen will.
Die Bauverzögerungen ergäben sich aus der noch unklaren Finanzierung des Mammut-Projekts, nach dem sich die Weltbank im Jahr 2016 auch infolge massiver Proteste aus dem Projekt zurückzog. Die Weltbank hatte unterschiedliche Vorstellung über Projektplanung und -durchführung sowie mangelnde Transparenzkriterien als Argument für die Stornierung der finanziell-technischen Kooperation angegeben.
Wegen der Größe des Projekts hatte die Regierung der DR Kongo im Juni dieses Jahres die beiden verbliebenen Bieter für das Projekt gebeten, ihr Angebot als Joint-Venture einzureichen. Die beiden Konsortien waren bislang jeweils unter der Führung der chinesischen Three Gorges Corporation und der spanischen ACS – Actividades de Construccion y Servicios SA aktiv.
Das von der DR Kongo geplante „Grand Inga“-Wasserkraftprojekt soll insgesamt bis zu acht Staustufen haben, deren Wasserkraftanlagen zusammengerechnet eine Nominalkapazität von rund 44 GW hätten und zusammengerechnet 80 Milliarden US-Dollar kosten sollen. Inga wäre damit, sollte es realisiert werden, das größte Wasserkraftwerk der Welt. Die Nichtregierungsorganisation International Rivers fürchtet, dass durch den Bau der Wasserkraftwerke die reiche Biodiversität der Region gefährdet wird, dass die Rolle des Fluss Kongo als einem der weltgrößten natürlichen Mechanismen zur CO2-Versenkung durch Sedimentfracht in den Atlantik in Gefahr gerät und dass die vom Bau betroffenen lokalen Gemeinschaften in ihrem natürlichen Lebens- und Arbeitsumfeld bedroht werden. Kritiker/innen monieren zudem, dass der Strom ja gar nicht den bedürftigen Menschen zugute käme, sondern größtenteils im energieintensiven Bergbau genutzt sowie ins Ausland exportiert werde.
Die Inga-Dämme befinden sich in der westlichen Region Demokratischen Republik Kongo, 150 km oberhalb der Mündung des Kongo in den Atlantik, und 225 km südwestlich der Hauptstadt Kinshasa am Kongo. Der Kongo River ist nach dem Amazonas in Bezug auf die Wassermenge der zweitgrößte Fluss der Welt. Der Länge nach ist er der zweitlängste Fluss, nach dem Nil, in Afrika.