Widerstand in Türkei wächst: Schauspieler gegen Ilisu

Heute fand am Platz Galatasaray in Istanbul eine besondere Aktion gegen das Ilisuprojekt statt. Mehrere berühmte Schauspieler bekannten sich öffentlich für den Schutz von Hasankeyf und gegen das Ilisuprojekt. Ein Werbeplakat von Turkcell – dem größten türkischen Mobilfunkanbieter – wurde außerdem dazu verwendet, die Fluten des Stausees zu veranschaulichen. Aktivisten, bekleidet mit den Flaggen der drei Länder, erkletterten die 20 Meter hohe Plakatwand. Turkcell wirbt mit Hasankeyf auf ihren Plakaten.

Folgende Schauspieler bekannten sich vor diesem Hintergrund zum Schutz von Hasankeyf:

Gürkan Uygun (TV Serie: Tal der Wölfe)
Görkem Yeltan (TV Serie: Love hurts)
Mehmet Ali Alabora (Schauspieler)
Övül Avkiran (Schauspielerin)
Mustafa Alabora (Schauspieler)

Anbei die heutige dpa Aussendung und Fotos von der Aktion:

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Türkisches Staudamm-Projekt am Scheideweg – Promis protestieren

Von Carsten Hoffmann, dpa =

       Istanbul (dpa) – Gegen den umstrittenen Bau des von Deutschland, Österreich und der Schweiz finanziert Großstaudamms Ilisu machen nun auch harte Kerle aus türkischen Fernsehkrimis Front. Die im Südosten der Türkei gelegene jahrtausendealte Kleinstadt Hasankeyf dürfe nicht im aufgestauten Tigris versinken, forderte der Schauspieler Gürkan Uygun, der in der türkischen Kult-Serie Kurtlar Vadesi (Tal der Wölfe) einen patriotisch-nationalistischen Helden spielt, am Dienstag in Istanbul.

       «Ich kann nicht glauben, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz dafür Kredite geben. Das sind doch zivilisierte Staaten. Hasankeyf ist einmalig. Das ist lebende Geschichte und Zivilisation», sagt er. «Wir wollen nicht, dass Hasankeyf in den Fluten verschwindet.»

       Wegen Verstoßes gegen Auflagen bei dem Milliardenprojekt hatten die drei Länder, die zusammen Kredite über mehr als 450 Millionen Euro mit Exportgarantien absichern, Anfang Oktober einen «blauen Brief» an die türkische Regierung geschickt. Die Frist für Nachbesserungen läuft am 12. Dezember ab, ohne dass die Türkei bisher die Auflagen erfüllt hätte.

       Das Projekt ist am Scheideweg. Fortschritte soll es dem Vernehmen nach bei dem bisher sträflich vernachlässigten Umsiedlungsplan für mehr als zehntausend Bewohner des Tals geben. Dagegen sei ein vollständiger Schutz der Kulturgüter und der Umwelt nicht möglich, kritisieren Gegner des Projektes.

       Die türkische Regierung hat die internationale Kritik an dem Projekt aber lange nicht für voll genommen. Der «Blaue Brief», der vor allem auf Betreiben Deutschland geschickt wurde, hat Ankara jedoch alarmiert. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan rückte Gegner des Staudamms danach sogar in die Nähe der als Terrororganisation eingestuften Kurdischen Arbeiter PKK.

       Die türkische Regierung verspricht neben der Energiegewinnung eine Entwicklung der Landwirtschaft durch Bewässerung. Der Staudamm soll damit zu einem Aufschwung im wirtschaftlich unterentwickelten Südosten der Türkei beitragen. Die Fertigstellung der 1820 Meter langen und 135 Meter hohen Staumauer und des dazugehörigen 1200-Megawatt-Kraftwerks ist für 2013 geplant.

       Experten, die die Exportkreditagenturen beraten, haben eine Verschiebung des Baus um drei Jahre gefordert, um die Auflagen zu erfüllen. Gegner warnen aber vor einem «faulen Kompromiss». «Wir sehen nicht, dass die Türkei etwas zur Erfüllung der Auflagen unternimmt», sagte Erkut Ertürk, ein Sprecher der Gegner des Projektes, am Dienstag in Istanbul. «Es bleibt wenig anderes übrig, als die Kredite zu kündigen.»