Indigene Rechte statt Staudämme

David Kaimowitz ist promovierter Forstwirtschaftler und Direktor der Abteilung für natürliche Ressourcen und Klimawandel bei der Ford Foundation. Was immer man von deren Gründer halten mag, in seinem sehr interessanten Beitrag erklärt Kaimowitz, weshalb er die Garantie von indigenen Landrechten für den besten Weg hält, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten: Auf indigenen Territorien im Amazonasgebiet von Bolivien, Brasilien und Kolumbien ist die Entwaldungsrate um das zwei- bis dreifache niedriger als auf anderen Territorien. Doch indigene Gruppen besitzen meist keine offiziellen Besitztitel für das Land, das sie seit Generationen bewohnen. Im Gegenteil: Indigene werden häufig bedroht, verfolgt und getötet, wenn sie ihr Land und den darauf stehenden Wald schützen wollen. Einer Schätzung von Global Witness zufolge sind 2015 über 185 Umweltaktivist*innen ermordet worden, 40 Prozent von ihnen identifizierten sich selbst als indigen. Die Erhaltung von Wald ist das entscheidende Mittel, um den Klimawandel aufzuhalten und nach Kaimowitz ist das beste Mittel, global Waldregionen zu erhalten, indigene Gemeinschaften bei ihrem Kampf um Anerkennung ihrer territorialen Rechte zu unterstützen.
Unternehmen, die am Bau von Staudämmen mitverdienen, propagieren weitere Wasserkraftanlagen, um dem Klimawandel zu begegnen. Doch weitere Wasserkraftwerke – die meist in entlegenen Regionen geplant und gebaut werden – überfluten riesige Gebiete, die oft bewaldet sind. Die territorialen Rechte indigener Gemeinden werden meist durch den Bau von Staudämmen oder anderen Wasserkraftanlagen direkt beeinträchtigt. Die Wasserkraftanlagen haben häufig auch weitreichendere Folgen, bieten sie doch die notwendige Infrastruktur für extraktivistische Projekte, wie Bergbau, Erdölförderung und/oder industrielle Landwirtschaft, durch die noch mehr Wald zerstört wird. Statt noch mehr Wasserkraftanlagen zu planen, zu bauen, oder ihren Bau im Rahmen von „Entwicklungszusammenarbeit“ zu fördern, sollten die Rechte indigener Gruppen geachtet, geschützt und gewährleistet werden. Nicht nur zu ihrem, sondern zu unser aller Nutzen.