Nach dem Dammbruch von Brumadinho: Aktivist*innen gegen VALE auf der Aktionärsversammlung von Aurubis in Hamburg
Am 28. Februar waren erstmals brasilianische Aktivist*innen des internationalen Netzwerks Articulação Internacional dos Atingidos e Atingidas pela Vale auf der Jahreshauptversammlung von Europas größtem Kuperverarbeiter, Aurubis, der zu Vales Großkunden zählt, und haben von der Firma gefordert, endlich effektiven Druck auf Unternehmen wie Vale auszuüben, die gegen Sozial- und Umweltrechte verstoßen. GegenStrömung dokumentiert die deutschsprachige Übersetzung der Rede der Articulação Internacional dos Atingidos e Atingidas pela Vale.
ES GILT DAS GESPROCHENE WORT.
Mein Name ist Maíra Sertã Mansur und ich bin Vertreterin der Internationalen Koordinierung der vom Unternehmen Vale Betroffenen (Articulação Internacional dos Atingidos e Atingidas pela Vale), einem Netzwerk, das verschiedene Gruppen wie Gewerkschafter*innen, Umweltschützer*innen, NGOs, soziale Bewegungen, Gemeindeverbände, religiöse Gruppen und Akademiker*innen aus Brasilien, Argentinien, Peru, Kanada und Mosambik zusammenbringt. Seit 2010 prangert das Netzwerk die Verletzung von Rechten und die autoritäre Weise des Unternehmens in allen Regionen, in denen es tätig ist, an. Vale ist immer wieder an Fälle von Enteignungen einheimischer Bevölkerung, von Verschmutzung und Kontaminierung von Territorien und Wasserquellen sowie intensiver Ausbeutung von Arbeiter*innen beteiligt. Darüber hinaus werden Gruppen, die es wagen, sich dem Unternehmen entgegenzustellen, kriminalisiert.
Vale ist einer der größten Erz-Exporteure der Welt und fast seine gesamte Produktion wird in Länder wie Deutschland exportiert. Deutschland ist der viertgrößte Handelspartner Brasiliens und der größte in Europa. Daher ist es notwendig, über Handelsketten nachzudenken und die Verletzung der Menschenrechte im gesamten Produktionsprozess zu betrachten. Internationale Partner wie Aurubis müssen effektiven Druck auf Unternehmen ausüben, die gegen Sozial- und Umweltrechte verstoßen.
Seit 2010 haben wir an den Aktionärsversammlungen von Vale teilgenommen, und zahlreiche Bedenken hinsichtlich der Geschäftstätigkeit in Brasilien und in anderen Ländern geäußert. Bei der letzten Sitzung im Jahr 2018 haben wir eine Anfrage hinsichtlich der Sicherheit der Staudämme des Unternehmens im Bundesstaat Minas Gerais gestellt. Es wurde jedoch nichts unternommen. Man kann nicht sagen, dass Brumadinhos Dammbruch am 25. Januar dieses Jahres nicht vorhergesagt oder erwartet wurde. Obwohl Vale gewarnt wurde, tat es nichts anderes, als weiter abzubauen, um seinen Gewinn zu steigern.
Brumadinho liegt 149 km von Mariana, dem Epizentrum des Bruchs des Fundão-Damms im Jahr 2015 entfernt, einem anderen barbarischen Verbrechen des Bergbauunternehmens Vale, bei dem 19 Menschen getötet und Tausende im Rio Doce-Becken betroffen wurden. Sie leiden heute immer noch an der Vernachlässigung durch das Unternehmen, das die Rechte der betroffenen Personen nicht anerkennt oder entschädigt.
Jetzt sehen wir, wie dieselbe Firma, die für die größte sozio-ökologische Tragödie der letzten 35 Jahre in Brasilien verantwortlich ist, drei Jahre nach der Tragödie von Mariana, auch für das nächste Umweltverbrechen verantwortlich ist. Bei dem Bruch des Damms I im Komplex Córrego do Feijão der Vale wurden bis zum 17. Februar 169 Tote geborgen – 141 Menschen werden immer noch vermisst. Fast einen Monat nach dem Dammbruch kann man mit Sicherheit sagen, dass mindestens 310 Menschen infolge eines weiteren Verbrechens durch Vale starben. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass das Unternehmen über die Risiken eines möglichen Staudammbruchs Bescheid wusste und seine Position ausnutzte, um Zertifizierungsunternehmen – wie den TÜV Süd – dazu zu drängen, die Sicherheit der Dämme zu bestätigen.
Wir können eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen aufdecken, die von Vale in all den Gebieten, in denen es tätig ist, begangen wurden. Unser Ziel ist es, die Praktiken des Unternehmens sichtbar zu machen, die unter dem Deckmantel der „Sozialen Verantwortung“ und der „Guten Unternehmensführung“ fungieren, jedoch lediglich den wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens dienen.
Das Vorgehen von Vale wird jedoch nicht dazu führen, dass wir den Kampf für Rechte und Gerechtigkeit, für den Respekt der Lebensweise und der Umwelt aufgeben. Wir kämpfen dafür, mehr Autonomie und eine Priorisierung der direkt und indirekt betroffenen Bevölkerung zu erreichen, damit sie mitbestimmen können, welche wirtschaftlichen Aktivitäten in den Gebieten entwickelt werden.
Wir widersprechen der absoluten Macht von Vale und bemühen uns, die Arbeiter*innen und alle diejenigen, die von den Aktionen des Unternehmens betroffenen sind, zu stärken.
In diesem Sinne möchte ich Sie fragen:
1. Wieviel Kupfer und andere Produkte kauft Aurubis von Vale S.A.?
2. Aus welchen Minen stammen diese Produkte?
3. Und mit welchen Maßnahmen begegnet Aurubis dem erneuten Verbrechen des Unternehmens Vale?
Vielen Dank!
Articulação Internacional dos Atingidos e Atingidas pela Vale
Übersetzung: Renato Fabrete Hasunuma und Tobias Schmitt