Pressemitteilung: “Rivers for Life: Staudammkonflikte weltweit” auf dem Flussfilmfest Berlin 2017
Pressemitteilung von GRÜNE LIGA, GegenStrömung und ASW
Datum: 19.01.2017
“Rivers for Life: Staudammkonflikte weltweit” auf dem Abschlussabend des Flussfilmfest Berlin 2017
Sonntag, 22. Januar 2017 im Kino Moviemento, Kreuzberg
Der Abschlussabend des dreitägigen Flussfilmfests Berlin widmet sich am Sonntag, dem 22. Januar 2017 im Kino Moviemento den ökologischen und sozialen Folgen von Megastaudämmen. Im Zentrum steht hierbei Belo Monte am Rio Xingu in Brasilien, eines der umstrittensten Staudammprojekte der Welt. Todd Southgates Film BELO MONTE: AFTER THE FLOOD (Brasilien/USA 2016, OmenglU) geht der Geschichte und den Auswirkungen des Großprojekts nach und lässt zahlreiche Betroffene zu Wort kommen. Zudem im Programm: SEA CHANGE (USA 2014), ein zwanzigminütiger Film über den Widerstand einer jungen Kenianerin gegen den Gibe III-Staudamm in Äthiopien. Mit dem Kurzfilm MOTHER OF ALL RIVERS (USA 2015) gedenken wir der Umweltaktivistin Berta Cáceres, die im März 2015 in ihrer Heimat Honduras ermordert wurde.
Wasserkraftwerke werden als „grüne“ und in den Ländern des Globalen Südens als „entwicklungsfördernde“ Energie dargestellt. „Dieses Narrativ unterschlägt aber die immensen sozialen Folgen der Staudammprojekte, für die oft Menschen zu Hunderttausenden zwangsumgesiedelt werden, weil sie dieser ‚Entwicklung‘ im Wege stünden“, warnt Christian Russau von der Initiative GegenStrömung aus Berlin.
„Diese vermeintliche Klimaneutralität der Staudämme ignoriert aber die massiven Biodiversitätsverluste in Flora und Fauna und verkennt auch die vor allem in tropischen Stauseen anfallenden Methan-Emissionen, die jüngsten Studien zufolge um 25% höher liegen als bisher angenommen“, kritisiert Russau.
Methan gilt als 22 Mal klimaschädlicher als CO2. Auf dem Flussfilmfestival wird es auch um die Beteiligungen deutscher Konzerne an solchen Staudammprojekten gehen und wie diese Firmen ihr Staudammbusiness mit fadenscheinigen Begründungen rechtfertigen.
Im Anschluss an die Filme stehen Christian Russau und Silke Tribukait von der Aktionsgemeinschaft solidarische Welt (ASW) für eine Diskussion zur Verfügung. Christian Russau war bei den Dreharbeiten zu BELO MONTE: AFTER THE FLOOD zum Teil vor Ort und engagiert sich seit Jahren bei der Berliner Initiative GegenStrömung, die auch das Belo-Monte-Netzwerk koordiniert.
Das Flussfilmfest Berlin 2017 wird vom Umweltverband GRÜNE LIGA zusammen mit einer Reihe von Partnern veranstaltet. Es findet vom 20. bis 22. Januar 2017 im Kino Moviemento statt. In diesem Rahmen laufen 20 Dokumentarfilme des “Wild & Scenic Film Festival“ aus Nevada City, Kalifornien, viele in deutscher und europäischer Erstaufführung. Insgesamt widmen sich über 40 Kurzfilme und Dokumentationen aus aller Welt in fünf Programmblöcken der Faszination frei fließender Flüsse und ihrer ökologische, soziale und kulturelle Bedeutung sowie ihrer Bedrohung durch den weltweiten Staudammboom und Bergbauprojekte. Diskussionsrunden bieten Gelegenheit zum Austausch mit Wissenschaftlern, Umweltaktivisten und Filmautoren.
Das Flussfilmfest ist ein Umwelt- und auch Outdoor-Filmfest mit speziellem Blick auf aquatische Welten: Kanuabenteuer sind genauso im Programm, wie forschende Blicke unter die Wasseroberfläche. Flüsse, Bäche und andere Gewässer ziehen uns nicht nur wegen ihrer Schönheit an, sie beherbergen eine immense biologische Vielfalt.
„Auch für uns ist das Flussfilmfest eine sprudelnde Quelle der Inspiration. Wir wollen uns in Ergänzung zu den teils kryptischen Fachtermini unserer Positionspapiere darauf besinnen, welche wunderbare vielfältige Welt natürliche Flüsse bieten und wie wir sie schützen können“, erklärt Michael Bender, Leiter der GRÜNE LIGA
Bundeskontaktstelle Wasser.
Flussfilmfestinitiator Tobias Schäfer hat einige Wildflüsse im Nordwesten der USA, wo seit Jahren mehr Staudämme abgerissen, als neu gebaut werden, erkundet und engagierte Gewässerschützer getroffen: „In Europa tobt dagegen ein Wasserkraftboom, der viele unserer ökologisch wertvollsten Fließgewässer zu zerstören droht – in den Alpen, auf dem Balkan und in den Karpaten. Auch bei uns sind Wasserkraftwerke nicht klimaneutral. Die immensen negativen Umweltauswirkungen dieser Kraftwerke werden aber allzu gerne vergessen.“
Programm-Highlights:
„Einst waren wir so viele, dass man uns nicht zählen konnte“. Im Hauptfilm THE BREACH (USA 2015) am Freitagabend unternimmt Angelguide und Filmeautor Mark Titus eine Reise, auf der er dem Zusammenbruch der Lachsbestände in Europa und den USA nachspürt – warum die Fische verschwanden und was sie womöglich zurückbringen könnte Er erzählt von den Ursachen des Aussterbens und ruft dazu auf, die letzten intakten Bestände, wie die der Bristol Bay in Alaska vor der drohenden Zerstörung zu bewahren.
In der FlussFilmForscher-Matinee am Samstagnachmittag bietet das IGB Gelegenheit zu gemeinschaftlicher Filmbetrachtung und Gesprächen mit Gewässerökologen und anderen Wissenschaftlern des Instituts. Das IGB präsentiert hier auch den Gewinnerfilm des FlussFilmWettbewerbs.
Der Samstagabend ist der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ gewidmet und zeigt u.a. Kayakvideos der „Balkan Rivers Tour 2016“ gegen Staudammprojekte in den Balkanflüssen.
Die Sonntagsmatinee bietet einen thematisch breit aufgestellten, familienfreundlichen Rahmen mit Kurzfilmen zu amerikanischen Fischadlern, Schwarzbären und Salamandern sowie über die spektakuläre Unter-Wasser-Erkundung der Blautopfhöhle. Ein DDR-Naturfilm über Sölle in der Landschaft und ein detailreiches Portrait des Bayerischen Lech
schließen sich an.
Im abschließenden „Rivers for Life“-Abendprogramm dokumentiert der brandneue Film BELO MONTE: AFTER Auswirkungen eines der kontroversesten Staudammprojekte der Welt, das am Xingu River im Herzen Amazoniens realisiert wurde: Belo Monte. Die Beteiligung deutscher Firmen an diesem Megastaudamm ist Gegenstand der Diskussion im Anschluss an den Film. In weiteren Filmen zu Südamerika und Afrika gedenken wir mit „Mother of all Rivers“ auch Berta Cáceres, Umweltaktivistin aus Honduras, die im März 2016 ermordet wurde.
Programm
Freitag, 20. Januar 2017
18:00 – 23:00 Wild und gefährdet: Von Wildflüssen und Flussfischen
18:00 – 18:15 Eröffnung
18:15 – 19:00 KURZFILME: Wild & Scenic Film Festival – Auftakt
19:00 – 19:30 PADDLE FOR THE NORTH (Kanada 2015)
20:00 – 21:00 KURZFILME zu Wanderfischen und Durchgängigkeit von Flüssen;
Gesprächsrunde mit Dr. Christian Wolter (IGB)
21:30 – 23:00 THE BREACH (USA, 2014)
23:00 Ausklang in der Lounge des Kinos
Samstag, 21. Januar 2017
15:30 – 18:00 FlussForscherMatinee: Filme und Diskussionen mit Wissenschaftlern des IGB
KURZFILME zu Renaturierung, Nutzungskonflikten, Wiederansiedlung von
Fischarten & Co
FREIHEIT FÜR DIE FLÜSSE – NATURSCHUTZ ODER KLIMASCHUTZ (Deutschland 2016)
Präsentation des GEWINNERFILMS des FlussFilmWettbewerbs
18:30 – 22:00 Alpine Wildflüsse in Europa
18:30 – 19:45 KURZFILME zu Wasserkraftkonflikten: Alpen, Balkan,
Karpaten; Diskussion zur Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ und
Wildflüssen auf dem Balkan mit Theresa Schiller, EuroNatur, und Dr. Rafael Ziegler, GETIDOS
20:30 – 22:00 TIMELESS RIVER (Slowenien 2010)
22:00 Ausklang in der Lounge des Kinos
Sonntag, 22. Januar 2017
11:00 – 14:00 Fluss und Naturfilm-Matinee
11:00 – 12:30 KURZFILME: Erkundung der Blautopf-Höhle, Schwarzbären,
Fischadler, Salamander
12:30 – 13:00 AUGEN DER LANDSCHAFT (DDR 1984)
13:00 – 14:00 DER BAYERISCHE LECH – GEFÜRCHTET, GELIEBT, GEFANGEN
(Deutschland 2015); Gespräch mit Filmautor Heinz Förder
18:00 – 21:00 Rivers for Life: Staudammkonflikte weltweit
18:00 – 19:30 BELO MONTE: AFTER THE FLOOD (Brasilien/USA 2016);
Diskussion mit Christian Russau, GegenStrömung und Silke Tribukait, ASW
19:30 – 20:15 KURZFILME zu Staudammkonflikten in Lateinamerika und Afrika
20:15 – 21:00 SEARCHING THE HUCK (Rumänien 2016)
22:00 Ausklang in der Lounge des Kinos
Trailer, Texte und Bilder zu unserer Auswahl von 20 Wild & Scenic-Filmen für Berlin:
http://www.wildandscenicfilmfestival.org/events/grune-liga/
Unter den zwei Dutzend weiteren Filmen im Programm: THE BREACH
und BELO MONTE: AFTER THE FLOOD sowie Kayak-Videos der Balkan
Rivers Tour 2016.
Die Filme laufen überwiegend in englischer Originalfassung/mit
englischen Untertiteln.
Weitere Informationen: www.wrrl-info.de und www.grueneliga-berlin.de
Tickets (demnächst) online: www.moviemento.de
Facebook: https://www.facebook.com/events/281851072217278/#flussfilmfest
Veranstalter: GRÜNE LIGA e.V.
Partner des Flussfilmfests Berin:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), GETIDOS, GegenStrömung, Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, EuroNatur, Patagonia, River Watch/
Ansprechpartner:
Michael Bender / Tobias Schäfer
GRÜNE LIGA e.V.
Bundeskontaktstelle Wasser / Water Policy Office
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
Tel.: +49 30 / 40 39 35 30
E-mail: wasser@grueneliga.de
www.wrrl-info.de