Protest gegen Amazonien-Staudamm Belo Monte: Organisationsbündnis prangert Beteiligung von Voith Hydro an
(Heidenheim/Berlin,20.Juni2012)ZumheutigenAuftaktdesRio+20-GipfelsprotestierenUmwelt-,Solidaritäts-und Menschenrechtsgruppen vor der brasilianischen Botschaft in Berlin und dem Firmensitz von Voith in Heidenheim gegen das umstrittene Staudammprojekt BeloMonte im brasilianischen Bundesstaat Pará und die Beteiligung deutscher Unternehmen daran. Sie fordern einen sofortigen Baustopp, den Ausstieg von Voith Hydro aus dem Projekt sowie die Einhaltung der Empfehlungen der Weltstaudammkommission bei allen Staudammprojekten.
„Belo Monte hat mit »sauberer Energie«“,wie die brasilianische Regierung die Wasserkraftbezeichnet,nichtszutun“,sagtHeikeDrillischvonderInitiativeGegenStrömung. „Der Rio+20-Gipfel steht unter dem Motto ‚Die Zukunft, die wir wollen’: doch eine Zukunft mit Vertreibung und Umweltzerstörung unter dem Deckmantel der Grünen Wirtschaft wollen wir sicher nicht“. Das Organisationsbündnis solidarisiert sich mit den Protesten, die in den vergangenen Tagen in Rio de Janeiro und im Staudammgebiet stattgefunden haben, wo Hunderte AktivistInnen am 15.6. die Baustelle besetzten. Die Gruppen fordern die brasilianische Regierung auf, das Projekt sofort zu stoppen.
BeloMontesolldasdrittgrößte Wasserkraftwerk derWeltwerden. Über 20.000MenschensindvonVertreibungenbetroffen.Umweltzerstörung,Artenverlust,MenschenrechtsverletzungenunddieAusbreitungvonArmutundKrankheitensindweitereFolgen.Regenwald wird für den Stauseegeflutetwerden,großeMengenvonTreibhausgasenwerdenfreigesetzt.IndigeneFischergemeinschaftensindvomVerlustihrerNahrungsquelleundTransportwegebedroht.WirddasWasserkraftwerkwiegeplantfertiggestellt,sowerdenvieleweiterefolgen. „BeloMonteist somit derTüröffnerfürdieweitereErschließung – und für die Zerstörung desAmazonasgebiets“,meintMarcosdaCostaMelovonderKooperationBrasilieninFreiburg. „EsisthöchsteZeit,dassdiebrasilianischeRegierungumsteuertundeinwirklichumwelt-undmenschenfreundlichesEnergiekonzeptentwickelt.“
Das Familienunternehmen Voith ist über das Joint-Venture mit Siemens, Voith Hydro, Teildes europäischen Konsortiums, das die elektromechanische Ausrüstung für den Belo Monte Staudamm liefern wird. Allein das Auftragsvolumen für Voith Hydro liegt bei rund 443 Millionen Euro. „Voith verstößt durch seine Beteiligung an Belo Monte gegen seinemenschenrechtliche Verantwortung,wiesieindenUN-LeitprinzipienfürWirtschaftundMenschenrechtefestgehaltenwurde“,stelltGerdRathgebvonPOEMAinStuttgartfest. „WirfordernVoithauf,nichtProfitvorMenschundNaturzustellen,sondernvondiesemProjektabzulassen.StaudämmekönneneinenwichtigenBeitragzurEnergiegewinnungundEntwicklungeinesLandesleisten,dochmüssensiedieEmpfehlungenderWeltstaudammkommissioneinhalten.“
DieAktivistInnenüberreichtenderKonzernleitungeinenvon16OrganisationenunterzeichnetenOffenenBrief.BereitsamvergangenenFreitagstarteteunterhttps://www.regenwald.org/aktion/876eineOnline-PetitionandiebeteiligtenUnternehmen.Bereitsüber20.000MenschenforderndarinvondenUnternehmen,zudenenauchdieMünchenerRücksowiedieTurbinenliefererAndritzundAlstomgehörendenRückzugausdemBeloMonte-ProjektundeinenkonsequentenMenschenrechtsschutzbeiihrenkünftigenProjektbeteiligungen.
Kontakt:
GegenStrömung,HeikeDrillisch,heike.drillisch@gegenstroemung.org,0177 – 3452611
KoBra,MarcosdaCostaMelo,dacostamelo@fuge-hamm.de,02381–41511
POEMAe.V.,GerdRathgeb, gerd.rathgeb@t-online.de, 0711 – 6339 6161 und 0152 – 55940377
KundgebunginBerlin:FDCLe.V.,ChristianRussau,christian.russau@fdcl-berlin.de, 0171-2095585
Weitere Informationen:
–http://plattformbelomonte.blogspot.de/
–www.internationalrives.org
Hintergrund:
ProtesteinBrasilien:Vom13.-16.6.fandeninAltamira,dervomBeloMonte-Staudammbetroffenen100.000-Einwohner-StadtProtestestatt,u.a.eineBesetzungderBaustelle.NähereInformationendazuunterwww.amazonwatch.org,
Fotosunter
http://www.flickr.com/photos/internationalrivers/sets/72157630135339500/with/7375404468/.AuchbeimAlternativkongresszumRio+20-GipfelinRiodeJaneirofandenweitereProtestegegendasProjektstatt.
EuropäischeBeteiligung:ProjektbetreiberdesBeloMonte-BausistdiebrasilianischeNorteEnergia.DieZulieferungendeseuropäischenKonsortiumsausAlstom(F),VoithHydroundAndritz(AT)umfasseninsgesamtca.1,273Mrd.Euro.VoithHydrowirdvierFrancisturbinenundGeneratorensowiealleTransformatorenliefern.DarüberhinauswirddiegesamteAutomatisierungvonVoithHydroausgestattet.Alstom’sAnteilamVertragliegtbeica.500Mio.EurofürsiebenFrancisturbinen,hydromechanischeAusrüstungunddamitverbundenegasisolierteSchaltanlagen(GIS).AndritzwirddreiFrancis-sowiesechsRohrturbinenundGeneratorensowieweiterehydro-mechanischeAusrüstungimWertvonca.330Mio.Euroliefern.DieMünchenerRückhat25%derRückversicherungderBauphasedesinsgesamtmindestens8Mrd.EuroteurenBelo-Monte-Projektesübernommenunderhältdafürca.16Mio.EuroanPrämienalleinübereinenZeitraumvonvierJahren.
Weltstaudammkommission:DieWeltstaudammkommissionnahmimMai1998dieArbeitauf,nachdemProtesteProjekt-betroffenergegendienegativenFolgenvonGroßstaudämmenimmermehrzunahmenundauchdieWeltbankfürihreFinanzierungvonDämmenkritisierten.SiewarausWissenschaftlerInnen,ProjektkritikerInnenundUnternehmensvertreternbesetzt.AuftragderKommissionwares,a)dieWirksamkeitvonGroßstaudämmenimEntwicklungsprozesszuprüfenundAlternativenfürdieNutzungvonWasserressourcenundzurEnergiegewinnungzubegutachtensowieb)internationalannehmbareKriterienfürPlanung,BauundBetriebvonStaudämmenzuentwickeln,diesieimNovember2000vorstellte(http://hqweb.unep.org/dams/WCD/report/WCD_DAMS%20report.pdf).
GrüneWirtschaft:WasserkraftwirdinderDebatteum „GrüneWirtschaft“,dieimKontextdesam20.JunistartendenRio+20-Gipfelsgeführtwird,alseinesaubere,klimafreundlicheundkostengünstigeTechnologiepropagiert.SoerlebtWasserkraftmittausendenweltweitgeplantenDämmenderzeiteinenneuenBoom.DochtatsächlichsetzenStauseengeradeindenTropenklimaschädlicheTreibhausgaseingroßemMaßefrei.AuchistWasserkraftnichtgünstig,denndieKostendersozialenundökologischenFolgensindnichteingerechnetundmüssenvonderBevölkerunggetragenwerden.
IndigeneVölker:DerDammbauwirddenWasserstandineinemTeildesFlusses(„VoltaGrande“,GroßeFlussschlinge)gravierendverändern.ZweiindigeneDörfer,diesichindiesemFlussabschnittbefinden,sindvomVerlustihrerLebensgrundlagealsFischerunddesWassersalsTransportwegbedroht,indigeneKinderleidenbereitsjetztunterUnterernährungdurchveränderteErnährungsgewohnheiten(heutevorallemindustrialisierteLebensmittel).EinenahedemBaugebietinfreiwilligerIsolationlebendeindigeneGemeinschaftwürdedurcherzwungeneKontaktaufnahmeinLebensgefahrgeraten.DieRechtederindigenenVölkersindu.a.durchdieKonvention169derInternationalenArbeitsorganisation(ILO169)festgelegt,dievonBrasilienratifiziertwurde.ImMärz2012bestätigtedieILO,dassdieKonventionnichteingehaltenwurde.